8 Fragen an… Linh aus Vietnam
Update 2022: Wegen der aktuellen Situation, haben wir Linh gefragt, ob sie die Tour noch anbietet. Das tut sie wohl noch, unter dieser Nummer kann man sie via WhatsApp erreichen: 0084706662440
Von der Führerscheinprüfung, Reisewünschen und dem Ruf des typisch Deutschen
„Wie, warum arbeitest du für jemand anders? In einer Firma? Würde ich niiiie machen!“ Und auf einmal erklärst du einem vietnamesischen Teenager deinen Alltag, deine Lebensweise und alles, womit du groß geworden bist – und merkst, wie du ins Straucheln kommst. Uns fiel nichts Besseres ein, außer „…das ist halt normal in Deutschland… bei den meisten zumindest.“ Zwei Welten, die aufeinanderprallen – obwohl wir in der gleichen Leben.
Das war ein Auszug aus dem Gespräch mit Linh aus Can Tho/Vietnam (zu den Sehenswürdigkeiten in Vietnam). Linh geht zur Schule und hilft ihren Eltern im kleinen Familien-Guesthouse*. Dort macht sie mit den Hotelgästen Touren durch das Mekong Delta und zeigt es einem wie wahrscheinlich sonst kaum ein anderer – so haben wir sie kennengelernt (hier geht es zum Reisebericht).
Sie liebt es Musik zu hören, hat keine Lust auf Schule und trifft sich lieber mit Freunden. Von der neu gekauften Kamera dürfen die Eltern nichts wissen, da sie ihre alte auf einem Konzert verloren hat und die neue eigentlich viel zu teuer war… die Probleme des Alltags eben.
Nur… dass sie auf der anderen Seite der Weltkugel lebt. Eine Seite, die in manchen Dingen so anders ist, dass man anfängt seine Kultur zu… erklären. Das gleiche Gefühl hatte sie wohl auch, als wir ihr letztens 8 Fragen zu ihrem Alltag stellten, einfach, weil wir es so interessant fanden und hier festhalten wollten! Ein Blick in den Alltag einer Vietnamesin:
1. Wie sieht die Führerscheinprüfung in Vietnam aus? Und wie lernt man dafür?
Wer mal in Vietnam war, weiß, warum wir diese Frage stellten. Für den sich-an-Regeln-haltenden Deutschen ist es die reinste Hölle. Denn der Verkehr in Vietnam hat im Grunde nur eine Regel: „Komm von A nach B. Egal wie.“ Ehrlich gesagt: Wir fanden’s klasse!
Die Theorie habe ich mit einem kleinen Buch gelernt. Die Kosten für das Buch und die Prüfung sind jeweils 290.000 VND (zwischen 10 und 11€) – das ist schon ziemlich günstig! Theoretischen Unterricht gibt es dann nur an einem Tag und das auch nur für 1-2 Stunden. Die Praxis muss dann einfach jeder alleine üben…
2. Wie sieht ein ganz normaler Tag bei dir aus?
Von Montag bis Samstag gehe ich zur Schule: Um 6.30 beginnt die Schule und endet dann ca. um 11:30 Uhr. Und dann nochmal nachmittags von 13:30 bis 16:30 Uhr. Abends geh‘ ich schon mal raus und esse was mit meinen Freunden. Im Grunde ist das auch schon mein normaler Alltag unter der Woche!
Am Wochenende schlafe ich dann natürlich gern auch mal etwas länger, so bis 8:30 Uhr! Dann frühstücke ich alleine oder meist mit Freunden – mit der Familie frühstücken wir nie zusammen: dafür ist mittags und abends immer Familiy Time!
Unterricht von 6.30 Uhr. Wir waren zu verwöhnt…
3. Wenn du dich mit Freunden auf einen Kaffee oder ein Bier triffst, wo geht ihr hin?
Nach dem Abendessen gehen wir schon mal was trinken, sei es ein Bier in einem Mini-Pub (in Can Tho haben wir ein Germini Mini Pub im Stadtzentrum), einen Milch-Tee (Jugendliche in Vietnam fahren total auf Milch Tea mit Eis und Jelly ab – ich auch!) oder einen Matcha oder Yogust (das sind vietnamesische Cocktails). Den besten Milch Tee gibt es übrigens bei Maison De Mia und die Cocktails schmecken am besten bei Hoa Cau Coffee! Dringend probieren!
Verdammt. Hätten wir mal vorher fragen sollen, … beim nächsten Mal. Merken!
🎒 Das haben wir dabei!
🎒 Das haben wir dabei!
Bevor es auf Weltreise/Reisen geht, solltest du noch klären, was du denn alles in den Rucksack packst. Wir haben uns ein paar Gedanken über unsere Packliste gemacht und sind ziemlich zufrieden mit unserer Ausrüstung!
Unsere Packliste4. Was würdest du sagen muss ein Tourist in Vietnam gegessen haben?
Canh Chua
Canh Chua ist eine traditionelle Suppe, die du in Vietnam definitiv probieren musst! Jeder Vietnamese liebt sie und hat sie in seiner Kindheit gegessen!
Tôm Kho Tàu
Das ist ein großer Schrimp, der sehr salzig ist! Was daran so besonders ist, ist die Sauce: Es ist eine rote Flüssigkeit aus dem Kopf des Schrimp! Serviert wird es mit Reis und Salat und ist super lecker! Aber leider auch etwas teuer… Aber über das Essen in Nord- und Mittelvietnam kann ich nicht viel sagen: Es ist zwar auch ganz gut, aber mir schmeckt es nicht wirklich. Die Geschmäcker in Nord- und Südvietnam sind einfach wirklich sehr verschieden!
Witzig, die im Norden sagen, dass sie das südvietnamesische Essen nicht mögen, haha!
5. Was ist dein Berufswunsch?
Mein eigenes Café aufmachen – definitiv!
Ok, die Frage war wohl nicht so schwer 😀
6. Wohin würdest du gern mal reisen?
Korea! Ich liebe die Kultur in Korea! Und das Essen! Und dort gibt es Schnee! Vor allem aber liebe ich Reis, Barbecue und scharfes Essen – und dort gibt es Kimbap und Kim Chi. Kim Chi ist wie euer Sauerkraut – nur sehr, sehr, sehr scharf! Herrlich!
Und es gibt noch ein Land, das ich bereisen will – Holland! Ich möchte unbedingt mal die Blumenfelder in Holland sehen! Die Touristen, die aus Holland kommen, haben mir eine Menge Fotos und Videos von ihrem Land gezeigt. Wunderschöne Landschaften, ein anderes Leben und unfassbar nette Menschen! Sie wirken nicht nur auf den ersten Blick nett und herzlich, sie sind es auch vom Charakter her. Was ich besonders mag: Holländer sind sehr direkt und sagen, was sie mögen und was nicht. Das habe ich immer wieder gemerkt, wenn sie in unser Guesthouse kommen. Wenn du mit ihnen sprichst, weißt du immer wo du dran bist!
Wir haben wohl nicht genug Werbung für Deutschland gemacht -.-
Aber… was uns überrascht hat: Holland. Ein Traumland für eine, die in Vietnam lebt. Und wir wohnen quasi nebenan. Und haben nie darüber nachgedacht, allein die Blumenfelder nach oben auf unsere Bucket List zu schieben…
7. Wie würdest du eine typisch deutsche Person beschreiben?
Cool, schüchtern, freundlich… Ja, ich denke das passt. Deutsche sprechen zwar nicht wirklich viel, aber nach ein paar Fragen und ein wenig Zeit fangen sie an aufzutauen und zu quatschen! So langsam weiß ich, wie ich das zu nehmen habe und bin dann einfach ein wenig geduldig, bis sie mehr aus sich rauskommen…
Passt irgendwie, oder? Erst mal deutsche Skepsis an den Tag legen…
8. Was ist der typische Lebensweg nach der Schule in Vietnam?
Ist es ok, wenn ich hier die Wahrheit sage?
Nehmen wir mal euer Land: Es ist gut zum leben, auch wenn es meiner Meinung nach nicht gesund ist. Du hast einen Job, du arbeitest und verdienst dein Geld dort. Aber alles dafür zu geben, ist einfach nicht gesund.
In unserer Generation in Vietnam ist es so: Wir beenden die Schule und gehen mindestens 4-5 Jahre zur Uni. Aber das garantiert uns noch lange keinen Job. Es ist hier sehr schwer einen Job zu finden. Auch, weil man niemanden kennt, bei dem man in der Firma arbeiten könnte. Vietnam ist ein sich entwickelndes Land in jeder Hinsicht. Wenn du also nach einem sicheren Job suchen willst, erwartet dich jede Menge Wettbewerb. Aus diesem Grund eröffnen viele ihr eigenes Restaurant oder Cafe. Auch, weil wir für uns arbeiten wollen. Selbst bestimmen wollen.
Hinzu kommt, dass die Eltern meist auch nicht so viel Geld haben, um die Kinder zu unterstützen. Das erschwert vielen die Situation… deswegen ist es für euch vielleicht nicht üblich, ein eigenes Café zu eröffnen – in Vietnam für uns aber schon. Bevor wir lange Zeit keinen Job haben, unterstützen wir unsere Familien im Geschäft oder eröffnen ein eigenes. Ja – Ich würde sagen, das ist ein recht typischer Lebensweg unserer Generation momentan!
Besonders interessant der Satz: „(…) auch wenn es meiner Meinung nach nicht gesund ist“. Weil man so einen Satz dieses Mal nicht von jemandem hört, der ohnehin all seine Ziele bereits erreicht hat und „leicht reden“ hat. Und dennoch überzeugt ist, dass man nicht riskieren sollte zu wenig Zeit für sich und seine Zufriedenheit zu haben. Darüber hatten wir auch im Mekong Delta gesprochen. Sie beschreibt es als Gesundheit. In einem Nebensatz, der stark in Erinnerung bei uns geblieben ist…
Danke, Linh!
[…] Schluss noch ein kleines Interview, das Ania und Daniel von „Geh mal reisen“ mit Linh aus Vietnam geführt haben. Ein paar einfache, kleine Fragen über ihr Leben, ihre Zukunftsträume und ihren […]
Ich habe eure Seite zufällig entdeckt und möchte auch was dazu schreiben.
Ich habe die Menschen in Vietnam so kennengelernt das der Zusammenhalt in der Familie sehr stark ist. Sie sind wesentlich entspannter. Sehr herzliche Menschen.
Hey Hasan!
Super herzliche, offene und hilfsbereite Menschen, so haben wir sie auch kennengelernt. 🙂
Hallo,
sehr schöner Beitrag. Oftmals lernt man ein Land erst kennen, wenn man sich mit den Einheimischen auseinander setzt. Mein schönstes und auch bedrückendstes Erlebnis war ein Gespräch mit einer Balinesin. Sie lud mich dann zur Hochzeit ihres Sohnes ein und ich erlebte eine echte Balinesische Hochzeit. Sie erzählte mir, wie die Familie auf engstem Raum lebt und dass es Urlaube in dem Sinne nie gibt. Auch ihr Sohn fragt sie ständig wann sie mal wie die Touristen leben werden. Eine traurige Erkenntnis. Sie erzählte mir ebenfalls, dass ihr größter Traum wäre, einmal nach Shanghai zu reisen. Dafür betet sie jeden Tag, aber sie weiß auch, dass dieser Traum auf Grund des wenigen Geldes nie erfüllt werden wird. Dieses Gespräch hat mich persönlich zum Nachdenken angeregt. Unsereins fliegt durch die Weltgeschichte und diese Menschen haben überhaupt keine Chance, über ihren Tellerrand hinweg zu blicken. Trotzdem sind sie glücklich.
Hi Joana!
Das stimmt… solche Gespräche und Eindrücke regen ordentlich zum Nachdenken an und geben vor allem für einen Moment einen kleinen Kloß im Magen… und im zweiten Moment zu sehen, wie viele Menschen schlicht und einfach glücklich sind mit dem, was sie haben.
Linh hatte zu dem Zeitpunkt, als wir mit ihr sprachen, noch nie selbst die Halong Bucht gesehen. Es sind merkwürdige, aber wertvolle Situationen…
sehr schöner Beitrag und dieser Nebensatz klingt wirklich unheimlich nach….da kommentier man gleich mal aus dem Büro heraus….. freu mich darauf, mehr solche Artikel von Einheimischen zu lesen. Viele Grüße
Hi Jens!
Aus dem Büro kommentieren… wenn das Linh jetzt lesen könnte – obwohl, vielleicht schreiben wir es ihr mal! 🙂
Wir freuen uns auch schon schon tierisch darauf, mehr von solchen Einblicken zu bekommen! Dann sieht man sich ja hier ab und zu bestimmt noch! 😉
Liebe Grüße!
Ania