Reisebericht • Taroko Schlucht: die Geschichte von Wasser und Stein
In jedem Land warten ein paar Dinge, bei denen es eigentlich keine Frage gibt, ob man sie sich anschauen wird oder nicht. In Taiwan ist eines dieser Dinge die Taroko Schlucht.
Als eins der Highlights des Landes gehörte sie zu den ersten Sehenswürdigkeiten, von denen wir in Taiwan gehört hatten (Taiwan Sehenswürdigkeiten). Die Taroko Schlucht wird meist in einem Atemzug mit dem Kenting Nationalpark und dem Sonne Mond See genannt, wenn es um die Dinge geht, die man auf seiner Taiwanreise nicht verpassen sollte.
So klingelte unser Wecker schon früh am Morgen in unserem Hostel in Hualien*. Die Mitbewohner des Schlafsaals haben sich bestimmt prächtig gefreut. Besonders von unseren Snooze-Tasten-Skills werden sie beeindruckt gewesen sein. Geduscht, Rucksack mit Proviant und Regenjacke bepackt, waren wir ready für die Taroko-Schlucht!
Weniger ready waren wir jedoch für das Frühstück im Hostel, denn der Bus sollte schon in ein paar Minuten abfahren. Schnell ein paar Brote geschmiert, machten wir uns joggend auf den Weg zum Bus. Laufen und Essen – die anstrengendste Kombination von Aktivitäten, die es gibt. Nur Treppensteigen und Essen setzt noch einen drauf…
Aber die Haltestelle war glücklicherweise direkt um’s Eck, so hielt sich die Erschöpfung vom Frühstück-to-go in Grenzen. Der orangefarbene Reisebus mit der Aufschrift „Hualien – Taroko Nationalpark“ wartete bereits mit offenen Türen und die ersten Leute stiegen ein.
Was ist diese Taroko Schlucht eigentlich?
Klar, es ist eine Schlucht. Außerdem scheint sie auch eine ganz beachtliche Größe zu haben, sonst würde sie wohl nicht so einen pompösen Ruf hier in Taiwan besitzen und das Gebiet wäre vermutlich auch nicht zum Nationalpark ernannt worden. Ein paar mehr Infos mehr wollten wir dennoch gern wissen. Also, kurzer Taroko-Schlucht-Fakten-Check:
- Woher kommt der Name Taroko? Der Name ist eine Ableitung vom Namen der Ureinwohner der Regionen, die Truku
- Wie groß ist der Taroko Nationalpark? Er ist 92.000 Hektar groß und geht durch drei Provinzen Taiwans.
- Seit wann ist der Nationalpark zugänglich? Der Nationalpark existiert schon seit vielen Jahren ist aber erst seit 1986 für die Öffentlichkeit geöffnet.
- Wie heißt der Fluss, der die Schlucht formte? Der Fluss heißt Liwu.
- Was ist das Besondere an den Felsen in der Schlucht? Sie sind teils aus Marmor.
- Wie hoch sind die Berge in der Schlucht? Das Gebirge ist bis zu 3.000 Meter hoch.
- Wie ist der Nationalpark begehbar? Es gibt verschiedene Wanderwege und einen Highway.
- Warum gibt es einen Highway im Nationalpark? Er wurde im Krieg gebaut und einen schnellen Transportweg für die Soldaten von Ost nach West zu ermöglichen.
„Ist das jetzt hier der Eingang?"
Neben uns sahen wir hohe Berge und ein Flussbett, das zwischen einer breiten Felsspalte hervorkam. Der Bus stoppte und gleichzeitig auch unsere verträumten schläfrigen Blicke aus dem Fenster. „Sind wir da?“ Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir schon am Ziel waren. Viele Leute stiegen aus, ein paar schauten sich mit uns fragend um und andere blieben gelassen sitzen. Im letzten Moment sahen wir aber draußen ein Schild: Taroko Schlucht Visitor Center. Da wollten wir hin!
„Ist das jetzt hier der Eingang? Wo ist denn die Schlucht?“
Unsere bemerkenswerte Geduld machte sich schon in der ersten Sekunde, die wir aus dem Bus ausstiegen, bemerkbar. Mit ein paar mehr Infos und einer Karte aus dem Informationscenter konnten wir die Fragen aber schnell beantworten. Ja, es ist der Eingang des Nationalparks und wir befinden uns gerade am Fuße der Schlucht. Alle Sehenswürdigkeiten und Wanderwege starten entlang des Highway Nr. 8, der sich quer durch den Park und die Schlucht schlängelt. Sie sind jedoch teilweise mehrere Kilometer auseinander.
Natürlich wollten wir tiefer hinein in den Park und in die Taroko Schlucht. Dafür blieben uns jetzt zwei von drei Alternativen zu Auswahl.
- Entweder laufen wir selbst den Highway Nr. 8 ein Stück entlang
- Wir warten auf den nächsten Bus, der eine Reihe an Stops entlang des Highways im Nationalpark anfährt.
- Die dritte Alternative wäre die Fahrt entlang des Highways mit dem eigenen Auto oder Moped gewesen, die wir uns jedoch beide in Hualien hätten ausleihen müssen. Was nun aber offensichtlich zu spät war. Leider, denn das wäre unsere liebste Alternative gewesen!
Dass es im Park eine Art Shuttlebus gibt, wussten wir bereits. Dass wir jedoch für so gut wie jeden Stopp auf diesen angewiesen sein würden allerdings nicht.
Der Park ist also kein klassischer Nationalpark. Zumindest nicht, wie wir die klassischen Nationalparks aus Ländern wie Vietnam (Vietnam Reisetipps), Malaysia (Malaysia Reisetipps), etc. kannten. Dort war es es immer so: Man fuhr hin und vom Besucherzentrum gehen alle Wanderwege ab. Autos blieben vor der Tür. Hier anscheinend nicht. Sogar im Gegenteil, hier führt eine Hauptverkehrsstraße Taiwans durch den Nationalpark. Von dem Highway Nr. 8 hatten wir zwar schon gelesen, aber da es ein Nationalpark ist, hätten wir nicht gedacht, dass er als Hauptverkehrsader genutzt wird, um von Ost- nach Westtaiwan zu kommen.
🎒 Das haben wir dabei!
🎒 Das haben wir dabei!
Bevor es auf Weltreise/Reisen geht, solltest du noch klären, was du denn alles in den Rucksack packst. Wir haben uns ein paar Gedanken über unsere Packliste gemacht und sind ziemlich zufrieden mit unserer Ausrüstung!
Unsere PacklisteDer Taroko-Nationalpark
Unseren ersten Wanderweg für heute konnten wir zu Fuß erreichen. Es waren nur ein paar hundert Meter vom Besucherzentrum den Highway entlang, bis in einem Tunnel der Shakadang-Wanderweg abging.
Shakadang-Wanderweg und Schlucht
Der Weg führte entlang der breiten Felsspalte, die wir schon aus dem Bus sahen. Wie wir jetzt feststellten, war es das Ende der Taroko Schlucht an dem wir uns befanden, von hier fließt der Liwu weiter ins Meer.
Der Wanderweg an sich verlief erst wenig spektakulär und war auch kein „Wanderweg“, wie man sich so einen Weg zum wandern vorstellt. Er war so gestaltet, dass er für jedes Alter begehbar ist und daher wenig abenteuerlich. Generell schien es so, dass es ein beliebtes Ziel taiwanesischer Familien für den Spaziergang am Wochenende ist. Fährt man in Deutschland am Wochenende für einen Spaziergang zum See, fährt man hier eben in die Taroko Schlucht.
Aber auch wenn der Weg, abgesehen von den Temperaturen, einfach zu begehen war, wurde es nach ein paar Kurven doch noch spektakulär. Denn plötzlich waren wir direkt in der Shakadang-Schlucht, ein Seitenarm der Taroko Schlucht.
Die Schlucht war zu Beginn nur wenige Meter breit und wurde im Verlauf immer breiter und breiter. Der Weg führte auf ca. halber Höhe direkt, wie soll man sagen, im Felsen entlang. Am besten stellt man es sich vor, wie ein halbierter Tunnel. Unter uns Felsen, rechts von uns Felsen und über uns Felsen. Nur links von uns war alles offen und wir blickten hinunter in die Schlucht.
Auf der anderen Seite war die nackte Felswand. Man konnte im Felsen genau erkennen, wie sich der Fluss durch die einzelnen Gesteinsschichten gearbeitet hat. Wie ein halbiertes Sandwich: Schinken, Käse, Remoulade und Tomate. Nur hier war es bloßer Stein. Über Jahrtausende muss sich das Wasser hier seinen Weg geebnet haben. „Was wohl Forscher hier alles raus lesen können?“ fragten wir uns. Für sie muss es wie ein Geschichtsbuch der Natur sein.
Laut unserer Karte ist der gesamte Shakadang-Weg eigentlich 2-3 Kilometer lang, doch auf halber Strecke kamen wir an einem großen steinigen Flussbecken vorbei, wo vor kurzem erst ein Erdrutsch den weiteren Wanderweg verschüttet haben soll. Wir waren uns nicht so ganz sicher, ob das Flussbecken also sonst auch voller riesiger Steine war oder sie erst vor kurzer Zeit hier reingekracht sind. Wenn ja, dann hat es wohl einen heftigen Rums gegeben. Denn einige der Steinchen hatten die Größe von Kleinwagen und größer. Wie muss so etwas wohl aussehen – eine Steinlawine, die alles mit sich nimmt, was ihr im Weg steht…
Meist dann, wenn uns solche Fragen in den Sinn kommen, nutzen wir solche Orte für eine klein Pause. Denn dann kann man den Gedanken freien Lauf lassen, sich beeindrucken lassen, Gedanken spielen lassen, wie die Natur was hiervon in welcher Zeit geformt hat.
Unsere Art abzuschalten.
Wir setzten uns auf einen der gigantischen Steine und schauten den anderen Parkbesuchern zu, wie sie ihre Füße im Wasser badeten. Daneben immer wieder Leute, die akribisch nach Steinen suchten. „Gibt es hier wohl wertvolle Steine?“ Wir wussten es nicht, aber auf jeden Fall sahen manche der Steinsucher aus, als ob hier der nächste Goldrausch starten würde.
Den Weg wieder zurück gegangen, kletterten wir kurz vor dem Ausgang eine Wendeltreppe hoch auf eine rote Brücke, unter der wir ein, zwei Stunden vorher noch drunter durchliefen.
Swallow Grotto (Schwalbengrotte)
Von hier ging es mit dem Bus weiter, denn der nächste Stop war mehrere Kilometer von hier den Highway hinauf. Leider fahren die Shuttle-Busse nur stündlich, an manchen Tagen wohl auch halbstündig. Das Glück war dieses mal leider nicht mit uns und wir mussten 40 Minuten warten, bis es weiterging. Wir hatten nur den einen Tag für die Taroko Schlucht eingeplant, und merkten schon: Ein Tag in dem Nationalpark ist gut, um einen Überblick zu bekommen, will man aber wirklich in den Nationalpark eintauchen, muss man definitiv mehrere Tage einplanen!
Die Türen des Busses gingen auf, wir lehnten uns zurück in die Sitze, schauten aus dem Fenster und genossen die Fahrt. Die Landschaft war einfach gigantisch. Die Felsen wurden größer und größer, mit jedem Kilometer, den wir weiter hinein in den Park und die Schlucht fuhren. Und mit ihnen wuchs auch der Abgrund neben uns.
Über dem Fahrersitz wurde auf einem kleinen LED-Ticker immer die neueste Haltestelle angeschlagen. Erst auf Chinesisch und dann in Englisch: Yanzikou „Hier müssen wir raus!“
Und da standen wir, am Rande der Taroko Schlucht!
Laut unseren Informationen sollte hier ein Wanderweg sein, der direkt an der Taroko Schlucht entlang führt, mit tollen Aussichten auf die Schlucht und die gegenüberliegenden Felsen, in denen sich Löcher mit Schwalbennester befinden sollten. Daher auch der Name Swallow Grotto (Schwalbengrotte).
Als wir ausstiegen, sahen wir schon eine abenteuerliche Brücke im Indiana Jones Stil über dem Abgrund hängen und freuten uns auf einen richtig coolen Wanderweg. „Bitte nicht betreten!“ stand allerdings auf dem dicken Gitter, das den Weg zur Brücke an der Straße abgrenzte.
„Oh. Okay… aber wo ist dann jetzt unser Weg?“ Wir gingen weiter und sahen am Highway ein Schild mit Swallow Grotto, das nach rechts zeigte. Also doch richtig ausgestiegen. Aber Wanderweg ist an dieser Stelle eine liebliche Beschreibung für „Fußgängerweg-am-Rande-der-Straße“. Denn der Weg führte nicht in die Wildnis, sondern entlang einer Nebenstraße des Highways.
Das Abenteuer beschränkte sich also auf das Passieren des Fußweges entlang der Straße ohne Helm, obwohl dies auf Schildern geraten wurde. Wir gingen hier mit einer ganzen Menge anderer Touristen entlang, die hier und dort mit ihrem eigenen Auto oder Moped hielten. Allerdings verlief es sich ganz gut, so dass man jede Menge Platz und Zeit für sich an den Aussichtspunkten hatte. Außerdem entschuldigte der Blick in die Schlucht alles! Wirklich alles! Denn es waren atemberaubende Ausblicke:
Natürlich liefen wir die Straße bis zum Ende, denn wir wollten bloß keinen dieser Ausblicke verpassen. Da der Weg ebenfalls kein Rundweg ist, folgte eine 180° Wende und wir konnten die besten Spots noch ein zweites mal bestaunen. Wir blieben oft und lange stehen. Starrten einfach nur. Man konnte genau sehen, wie das Wasser sich seinen Weg gebahnt hat. Wie er geflossen ist. Welche Spuren er hinterlassen hat. Die verschiedenen Farben innerhalb der Felswände. Es hat etwas Beruhigendes. Einfach, weil man den Spuren mit seinem Blick folgt… innerhalb von Sekunden folgt man einer Spur, die zig Jahre gebraucht hat, um so dort eingraviert zu werden. Der Inbegriff von Geduld und Kraft.
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Beste Kreditkarten für ReisenUnser kleines Fazit
Wir haben zwar nur einen kleinen Einblick bekommen, aber nach dem Tag können wir sagen, die Taroko Schlucht ist zurecht eines der Highlights Taiwans! Sie ist eins der besten Beispiele, wie unfassbar beeindruckend Natur sein kann. Wie sich Natur formen kann. Wir haben gesehen, wie es Wasser über Jahrtausende schaffte, sich durch massiven Stein zu arbeiten…
Lieber Liwu-Fluss, dir soll noch einer sagen, Willenskraft und Ausdauer seien nicht wichtig, um seine Ziele zu erreichen… oder zumindest, um voranzukommen.
Tolles Blog mit tollen Beiträgen zum Thema Weltreise! Da wird richtig das Reisefieber in einem geweckt 😀 Weiter so und noch viele tolle Erfahrungen!
Vielen lieben Dank!
Die Erfahrungen werden auf uns zukommen, ohne Frage – können es kaum erwarten! 😀
Liebe Grüße aus Peru!
Ania