Reisebericht Cajamarca • Auf Zeitreise mit dem Inka-König
Wie verbrachten mittlerweile schon ein paar Tage in der Stadt Trujillo und hatten viel über die Stadt gelesen: traumhaft bunter Stadtkern, küstennah neben dem kleinen Fischerdorf Huanchaco gelegen, berühmte Prä-Inka-Ruinen in der Nähe und – die zweitgefährlichste Stadt Perus. 😀
Vor die Tür kamen wir allerdings nur selten, denn die einzige Gefahr, die wir wahrnahmen, war die für meinen Magen. Dem ging es die Tage hier weniger gut und so beschränkten sich unsere Erkundungstouren größtenteils auf den Gang zum Supermarkt und wieder zurück in die Nähe von der vertrauten Toilette… übrigens der Grund dafür, warum du hier keinen Reisebericht zu Trujillo findest… aber: Der Supermarkt war top!
Immerhin konnten wir so ein wenig vom Trekking in Huaraz entspannen und die Tage nutzen, um nach den letzten Wochen auch endlich mit dem Kopf in Peru anzukommen. Wir suchten uns bei Youtube die besten Dokus raus und versuchten ein wenig über Land, Leute und die Inka zu erfahren. Außerdem planten wir ein wenig den Verlauf unserer Route durch Peru!
Denn es ging in den Norden!
Cajamarca hieß das nächste Ziel!
Eine Stadt, auf die wir uns schon riesig freuten! Von vielen wurde sie uns als das von Touristen noch größtenteils unentdeckte „Cusco des Nordens“ beschrieben. Gut, wir waren zu dem Zeitpunkt noch nicht in Cusco gewesen, aber wer sich schon einmal über Peru informiert hat, wird wissen, das viele aus dem schwärmen nicht herauskommen, wenn sie von Cusco berichten. Wir waren gespannt!
Ausgerüstet mit genug Klopapier für den Notfall, ging es also mit dem Bus rund sieben Stunden durch die Berge Perus nach Cajamarca. Eine Strecke, die sich definitiv lohnt tagsüber anzutreten, denn es ging durch kleine Bergdörfer, vorbei an Bergseen und immer wieder boten sich beste Aussichten auf Berge und Täler.
(zu den Infos der Fortbewegungsmitteln in Peru)
Natürlich wollten wir nicht nur nach Cajamarca, weil es als das „Cusco des Nordens“ bezeichnet wird. Nein, Cajamarca trumpft noch mit ganz anderen Dingen:
Wie gesagt, hatten wir ja während unserer Zeit in Trujillo jede Menge Zeit für Dokus über Peru und in dem Zusammenhang natürlich auch über die Inka. Mit dabei war diese eine Doku, in der Cajamarca eine ganz besondere Rolle spielte, wie wir herausfanden. Denn die Stadt ist sozusagen der Schauplatz gewesen, an dem der Anfang vom Ende des Inka-Reichs eingeleitet wurde.
Ein kurzer Inka-Faktencheck
Als Inka wird eine unfassbar große indigene Kultur beschrieben, die zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert in Südamerika lebte. Manche sprechen davon, dass das Inkareich größer als das römische Reich war. Sie regierten in Teilen von Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien. Reist man durch diese Länder, ist die Kultur noch heute in einigen Gebieten allgegenwärtig. Vor allem in Peru, dem Land, in dem das Inkareich der Geschichte nach seinen Ursprung hatte.
Warum man bis heute noch von der Kultur spricht? Nicht nur ihr wegen ihrer unfassbaren Reichtums an Gold und Silber, sondern vielmehr wegen ihres unglaubliches Wissen in Bereichen wie Architektur, Landwirtschaft und dem puren Überleben in einer der undankbarsten Regionen der Welt: den Anden.
Sie trotzten der Höhe, dem schroffen Gebirge und dem unberechenbaren Wind und Wetter. Sie bauten ganze Städte auf über 3.000 Meter hohen Bergen – ohne der Technologie von heute und das mit tonnenschweren Steinen mit einer derartig perfekten Art und Weise, dass die Wissenschaft bis heute vor zig Rätseln steht, was diese Kultur angeht:
- Wie haben sie das damals geschafft?
- Woher wussten sie so viel über die Natur und wie man die Landwirtschaft perfekt darauf abstimmt?
- Wie haben sie die Städte erbauen können?
Ein Mysterium, bis heute.
Ein sonniger erster Morgen begrüßte uns in Cajamarca
Unser Hostel* war nur zwei Blocks vom Zentrum entfernt und lag in einer der vielen schmalen und gemütlichen Einbahnstraßen, die ihr Netz rings um das Stadtzentrum spannen. (Hier übrigens kommst du zur Liste unserer Unterkünfte in Peru! Aber eins lernten wir sofort: keine Straße in Peru ist zu schmal für eine Parade! Und so sprangen unter unserem Fenster dutzende Kinder fröhlich zur Musik der Kapelle am Ende des Umzugs die Straße entlang.
Guten Morgen Cajamarca!
Schuhe an, los! Einmal links abbiegen und zwei Blocks weiter waren wir am Plaza de Armas. Einen Platz mit diesem Namen, findet man in jeder Stadt Perus. Es ist meist der größte Platz der Stadt, immer schön hergerichtet mit Bänken, Pflanzen und einer Statue samt Springbrunnen in der Mitte. Hat man den Plaza de Aramas gefunden, steht man sozusagen im Zentrum der Stadt.
Da wir ja in Trujillo Zeit hatten, blieb auch Zeit dafür, sich zu informieren, warum eigentlich in jeder Stadt der Plaza de Armas auch wirklich immer Plaza de Armas heißt.
Ergebnis der Recherche: Früher wurde er als Versammlungsort der Truppen genutzt, da sich dort die Waffenkammern befanden. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt in jeder Stadt und ein Ort zum entspannen. Rings um diesen Platz befinden sich immer die wichtigsten Verwaltungsgebäude und die Hauptkirche der jeweiligen Stadt.
Und genau hier waren wir gerade in Cajamarca. Die Omis und Opis der Stadt hatten schon die besten Bänke auf dem Platz reserviert, ein paar Verkäufer liefen über den Platz und auch ein paar Polizisten pfiffen schon die ersten Kinder zurecht, die mit ihrem Ball auf dem Platz spielen wollten. Aber irgendwas war anders…
Der Verkehr rings um den Plaza de Armas war stillgelegt und die Parade unter unserem Fenster war nur ein kleiner Ableger eines großen Umzugs. Eltern und Kinder sprangen und tanzten mit Plakaten durch die Stadt – Trommler, Tänzer, Sänger, Mikrofon-Schreier, alles war dabei die größte Party auf der Straße zu veranstalten!
„Poah, irgendein riesiges Festival muss wohl heute sein!“ Wir fragten bei der Touristeninfo nach. Die Schule hatte halt einfach ihr Jubiläum, erfuhren wir später. Kenne ich eine Jubiläums-Feier einer Schule eigentlich nur mit Dosenwerfen und einem Grill irgendwo, wird hier mal eben die gesamte Stadt auf den Kopf gestellt. Nicht schlecht.
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zum Reiseführer*Die Gassen luden zum schlendern ein
Und wir suchten uns erstmal ein Café zum frühstücken. Abgesehen von dem Umzug der Schule, scheint das Leben hier in Cajamarca sehr gelassen und ruhig zu sein. Auf den bunten Straßen sind ein paar kleine Essenstände aufgebaut, immer wieder findet man kleine Restaurants, Geschäfte und Obsthändler.
Auf dem großen Platz vor der Kirche spielen die Einheimischen in Ruhe PokemonGo, während die Nonnen an der Bühne für das Fest am Abend arbeiten. Andere machen ihre täglichen Erledigungen und tragen stolz ihre Hüte über die Straße, währen die Fahrer der Motorrad-Taxis auf ihre ersten Kunden waren. Aber niemand lässt ein Anzeichen von Hektik aufkommen.
Auch die wenigen Touranbieter in der Stadt sind entspannt. Keiner läuft einem nach oder will einem seine Tour verkaufen, obwohl wir außer uns nur wenige westliche Touristen hier sehen. Es macht sogar eher den Anschein, dass viele Einheimische herkommen, die sich für die Geschichte des eigenen Landes interessieren und sich auf die Spuren ihrer Inka-Vorfahren begeben wollen.
Genau deswegen waren ja auch wir hier und machten uns nach dem letzten Schluck Kaffee auf den Weg zu unserer ersten Sehenswürdigkeit.
Von hier oben hat er über die Stadt geblickt
Wir standen auf einem kleinen Berg, welcher direkt an das Stadtzentrum grenzt und blickten hinunter auf Cajamarca. Neben uns, die Überbleibsel eines in Stein gemeißelten Throns. Nicht irgendein Thron, sondern der des Inka-Königs Atahualpa.
Es war der Thron des damaligen Inka-Königs. Unsere Augen schalteten um und wir begaben uns auf eine Zeitreise. Die Uhr wurde auf 16. Jahrhundert gestellt und wir waren gerade dabei zu beobachten, wie Inka-König Atahualpa hier oben erhaben mit seinen Gefolgsleuten saß und sein Reich überblickte.
In der Ferne sah er die Truppe von weißhäutigen Menschen auf Pferden kommen, die seine Booten ihm schon vorhergesagt hatten. Woher die weiße Haut kam, was ein Pferd ist und von wo auf der Welt sie herkamen, wusste er nicht. Wir wussten es. Es waren Spanier. Angeführt von Francisco Pizarro zu Beginn der spanischen Kolonisierung.
Er kam, weil er von seinen damaligen Reisen nach Südamerika wusste, dass die Inka reich an Gold waren – und wollte sich dieses Gold schnappen.
Wie hat sich Atahualpa wohl gefühlt? Hatte er Angst war er neugierig oder fühlte er sich mit seinem Heer überlegen?
Der Geschichte nach war Atahualpa auf jeden Fall zu „gastfreundlich“ und leichtgläubig. Er ließ sie kommen. Und wollte mit ihnen sprechen.
In der Stadt sieht man heute noch die Einflüsse der Inka
Allerdings wird das Stadtbild mittlerweile längst von Kirchen geprägt. Wir schlenderten wieder ein wenig durch die Straßen schauten uns ein paar der historischen Kirchen und Bauwerke an und genossen es einfach bei dem Wetter hier zu sein. Immer wieder dachten wir daran, wie Cajamarca früher hier wohl ausgesehen haben muss.
Wir begaben uns für heute noch auf die Suche nach einem bestimmten Gebäude und waren überrascht, wie unscheinbar es war. Durch ein schmales hohes Holztor traten wir ein, bezahlten den Eintritt und gingen weiter durch.
In unseren Köpfen waren wir sofort wieder auf Zeitreise: Pizarro wusste über den Reichtum der Inka Bescheid. Dies war schließlich der Grund warum er hier war. Er ließ Booten zu Atahualpa schicken und lud ihn ein, zu friedlichen Gesprächen zu kommen. Atahualpa war neugierig, kam mit seinem Heer, vertraute auf die „Wir-Kommen-In-Frieden“-Ansagen der Spanier und ließ seine Waffen vor der Stadt liegen.
Die Falle schnappte zu! Das ahnungslose Heer der Inka wurde von den Spaniern regelrecht abgemetzelt und der Inka-König wurde in einer Kammer gefangen genommen.
In der Kammer genau vor uns.
Wir standen gerade vor der Kammer, in der der Inka-König eingesperrt wurde. Wir waren durch den Eingangsbereich des Gebäudes in eine Halle gegangen, in der sich die Ausgrabungsstätte der Kammer befand.
Es war ein wahnsinniges Gefühl. Genau diese Steine, genau dieser Ort. Hier begann der Untergang der so berühmten Inka-Kultur. Wir sahen eine rote Linie an der Mauer eingezeichnet. Sie war schmal, ein wenig verblasst. Aber sie war da. Wir erinnerten uns an die Geschichte: „Ich lasse dir die Kammer bis zu der Linie hier zweimal mit Silber und einmal mit Gold füllen, wenn du mich im Gegenzug freilässt!“ war das verzweifelte Angebot von Atahualpa gegenüber Pizarro.
Die Stelle der von ihm gezeichnete Linie war noch heute zu erkennen und mit einem kleinen Schild wurde darauf verwiesen.
Natürlich sagte Pizarro nicht Nein. Wegen des Gold und Silbers hatte er ja schließlich die Reise auf sich genommen und jetzt sollte es zu ihm gebracht werden. Perfekt! Und so ließ er den Inka-König an seine Gefolgsleute verkünden, Gold und Silber nach Cajamarca zu bringen.
Ich erzählte Ania noch, wie ich in Artikeln gelesen hatte, dass sich die Inka zum Teil mit Gold bepackten Lamas aus Cusco auf den Weg machten, um ihren König freizukaufen. Google berechnet für den Fußweg heute eine Strecke von 1.862km und eine Dauer von 431 Stunden.
Gold und Silber wurden von den Inka wie versprochen geliefert und die Spanier waren schon fleißig dabei alles einzuschmelzen, um es später nach Europa zu bringen. Der Inka-König wurde jedoch nicht freigelassen.
Er wurde hingerichtet.
Der Anfang vom Ende des Inkareichs.
Cajamarca war eine Geschichtsstunde zum anfassen
Wir verbrachten noch einen weiteren Tag in der Stadt, besuchten die vielen kleinen Cafés und Bäckereien, spazierten durch die Straßen und spürten, wie wir uns einfach nur wohl fühlten. Kaum Touristen, das echte, authentische Leben der Peruaner, das uns umgab.
Später waren wir ja auch noch in Cusco und können rückblickend sagen… in Cajamarca haben wir uns wohler gefühlt. Ohne Starbucks, ohne McDonalds, ohne Touristen, ohne Touranbieter.
Sondern einfach… Peru und seine Geschichte.
Hallo Urs,
danke dir!
Wann warst du denn in Peru unterwegs?
Liebe Grüße
Daniel