Reisebericht • Vor dem Gocta Wasserfall in Peru
Wir saßen in einem Minivan, gemeinsam mit Peruanern, die ihr Land kennenlernen möchten. Neben mir jemand in unserem Alter, vor uns eine ältere Dame, begleitet von ihrer Familie. Noch ein Pärchen war dabei und ein Amerikaner, insgesamt ca. 12 Leute. Das Wunderbare daran im Norden Perus zu reisen? Es ist noch alles wunderschön vom Massentourismus verschont. Ein kleiner Van mit einer Handvoll Einheimischen und ab ging’s durch die Natur Perus…
Ich schaute aus dem Fenster. Grüne Berglandschaften um uns herum, saftig grün, das Wetter ein wenig grau. Normalerweise zieht mich so ein Wetter immer ein wenig runter. Aber nicht hier in Peru. Nicht mit dieser Aussicht.
Wir waren in der Stadt Chachapoyas gestartet und waren nun auf dem Weg zum Gocta Wasserfall.
Eines der Highlights hier im Norden Perus. Da Wasserfälle ohnehin absolut unser Ding sind, stand schnell fest, dass wir uns dort wiederfinden würden. Aber auch nach zig Recherchen wussten wir irgendwie immer noch nicht so ganz, wie hoch der Wasserfall ist. Also klar, er ist 771 Meter hoch sagt Wikipedia, aber ob es nun der dritt-höchste der Welt ist oder doch nur der 7.-höchste oder doch der größte der Welt… irgendwie ist man sich da nicht ganz so einig. Daher schreiben wir es mal wie Wikipedia auch: Es ist „einer der höchsten der Erde“. So.
Was aber feststeht: hohe Wasserfälle liebt man einfach!
Behaupten wir jetzt mal.
Die Tour haben wir über unsere Unterkunft* gebucht. Hier kommst du übrigens zu der gesamten Liste unserer Unterkünfte in Peru. Der Guide stellte sich vor, wie lange wir noch fahren, die Geschichte hinter dem Wasserfall, wie hoch er ist, wie und wann er entdeckt wurde und von wem… leider alles auf Spanisch. Wir als absolute Spanisch-Nieten versuchten Brocken zu verstehen.
Was wir aufgeschnappt haben: „Aleman“. Deutsch! Ein Deutscher hatte den Wasserfall entdeckt, das hatten wir verstanden.
Den Rest jedoch nicht.
Wie lange wir wandern werden?
Ob wir überhaupt wandern werden?
Und überhaupt der ganze Ablauf?
Ach, wird schon.
Immer den anderen nach.
Wir stiegen aus.
Angekommen in einem kleinen Dorf: In der Mitte eine grüne Wiese, auf der Jungs Fußball spielten, Pferde standen bereit, eine kleine Schule, Kindergärten und Wohnhäuser. Umgeben von Bergen. Das ganz andere Leben, hier, am anderen Ende der Welt.
Der Guide verdeutlichte uns, dass wir in ein Restaurant kommen sollten. Da wir schon gefrühstückt hatten, winkten wir lächelnd ab.
Der Amerikaner lachte: „Nein, ihr sollt euch das Essen jetzt schon mal aussuchen, damit sie es vorbereiten können, wenn wir zurückkommen!“
Der Amerikaner hat uns soeben das Leben gerettet. Was wir bestellt haben, wussten wir nicht, aber in Peru kann man sich sicher sein: Es wird lecker!
„Schönes Objektiv!“, sagte ich, als wir wieder rauskamen und uns bei dem Mann bedankten. Er hatte ein gigantisches Objektiv an seiner Kamera und die Tasche deutete daraufhin, dass sich dort drinnen noch mehr teure Teile befinden. Er war ca. 50 Jahre alt, ein ruhiger Typ, dem man anmerkte, dass er die Natur liebt, das Ruhige und die Welt durch die Linse zu genießen und für sich festzuhalten. Er reiste allein. „Ach, es ist einfach ein Hobby… ich mache es für mich.“, erklärte er und knipste das nächste Foto.
„Vamos!“
sagte der Guide und wir gingen los. Die ältere Dame schnappte sich ein Pferd (oder ein Esel, das wissen wir immer noch nicht so ganz…) und wir sahen bereits nach der ersten Kurve von Weitem den Wasserfall.
Zeit für das erste Foto!
Ganz ehrlich?
Im ersten Moment sah er nicht groß aus. Dünn, schmal aber vor allem: weit weg! Als wir uns klarmachten, dass er so weit weg ist… haben wir eine leise Ahnung davon bekommen, wie groß und beeindruckend er in ein paar Stunden tatsächlich sein wird…
Schnell merkten wir: Die Gruppe verteilt sich, jeder geht sein Tempo. Jeder genießt für sich. Macht eine Pause, wenn er möchte, wo er möchte und macht Fotos, wenn er den Moment festhalten möchte. Es ging auf und ab, permanent. Es war anstrengend. Und es war, wie ein Weg zu einem Wasserfall auch sein sollte: sandig, staubig, steinig. Das haben wir tausend Mal lieber als eine Seilbahn oder einen für Touris vorgefertigten Weg. Um uns herum die Berge, das Grün, wie auch schon auf dem Weg hierher.
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Beste KrankenversicherungWas wir auf solchen Wegen machen?
Manchmal machten wir uns gegenseitig klar, wo wir hier gerade überhaupt sind. Wir sprechen Gedanken aus, manchmal auch Fragen.
„Komisch, einerseits genießt man es, wenn wenig Touristen unterwegs sind und andererseits… sind wir ja selbst Touris…“
Eine einheimische Familie war vor uns.
„Wo sie wohl wohnen? Ob sie aus der Nähe kommen oder sie von der anderen Seite des Landes hergereist sind?“
„Wie es sein muss, hier zu leben?“
Die Steigung wurde steiler. Wir hechelten ein wenig, gingen langsamer, hielten uns an der Hüfte. Und dann überholte uns der peruanische Opi. Mit FlipFlops im Schnellschritt und grüßte uns gut gelaunt. Wir schauten uns nur mit großen Augen an.
Ein Bild, das ich mir merken werde. Für die Tage, an denen ich als Omi denke, dass man als Omi nicht fit sein kann und mich Treppen hoch quäle.
Manchmal waren wir auch einfach still, genossen die Aussicht und die Tatsache, dass es mitten in der Woche war und wir in Peru auf dem Weg zu einem Wasserfall waren – und nicht in einem Büro saßen…
Irgendwann sahen wir eine kleine Holzhütte. Zeit, um eine Pause zu machen.
Eine Gruppe jugendlicher Peruaner saß dort bereits und hörte mit einem Mal auf zu sprechen, als wir in die Hütte kamen und uns setzten. Wir lächelten, sie grinsten schüchtern zurück und flüsterten, kicherten. Sie sprachen kein Englisch, wir kein Spanisch aber wir konnten uns verständigen.
Wo wir herkommen, fragten sie. „Alemana!“ und die Augen wurden groß. Wir lieben es. Keine Einheimischen, die sich denken „oh nee, nicht schon wieder Touris“, sondern neugierige Blicke, die dir sagen: „Hier triffst du auf noch nicht zertrampelte Pfade…“
Wo wir schon waren und wie lange wir durch Peru reisen, fragten sie weiter und versuchten ihr Englisch ein wenig zu trainieren. Während wir uns am Spanischen versuchten: Wir fragten, woher sie kamen, wo die Stadt liegt und warum sie hier sind.
Es dauerte ein wenig, die Fragen zu „formulieren“, sie zu verstehen, wir fragten ein paar Mal nach, aber mit Händen und Füßen ging alles und das Lächeln vom Gegenüber bricht dann ohnehin jedes Eis, wenn sie sehen, wie du versuchst dich zu bemühen ihre Sprache zu sprechen. Wir aßen unsere Müsli-Riegel, nahmen noch einen Schluck Wasser und verabschiedeten uns.
30 Minuten später wurde es plötzlich mit jedem Schritt lauter.
Das Geräusch des Wasserfalls… ein Rauschen, das durch die Blätter zischte, wir mussten lauter sprechen, wussten nicht wirklich, aus welcher Richtung das Geräusch kam, weil es uns einfach nur umgab. Und dann gingen wir noch ein paar Schritte weiter. Und durch die Bäume hindurch präsentierte sich nach 2 Stunden endlich der Wasserfall… wir waren fast da.
Wir schauten einfach nur. Der Amerikaner stand ebenfalls bereits dort und schoss seine Fotos. Wir nickten uns nur und lächelten. Das Schöne am Reisen: In solchen Momenten muss man nichts weiter sagen. Man muss nicht sagen, wie einnehmend der Wasserfall wirkt. Wie wunderschön es aussieht. Wie glücklich man gerade ist, hier zu sein. Man weiß, dass jeder das Gleiche denkt.
Ein paar Minuten später bogen wir um eine Ecke und plötzlich begrüßte uns nasser Wind, Kälte, jeder zog seine Jacke an, kramte seine Mütze hervor und schaute dann nach oben. Wir standen vor dem Gocta Wasserfall!
Mein Gott. Es war eine Kulisse von der „Ich-kann-nicht-glauben-wo-ich-hier-stehe“-Sorte. Perfekter kann ein Wasserfall nicht gelegen sein: Mitten in einem Halbkreis eines gigantischen Felsens… unten das Wasser und ringsherum? Einfach nur sattes Grün. Es wirkte wie die perfekte Filmkulisse – selbst alles drumherum.
Wir sahen den Opi wieder. Wir nickten uns zu. Kein Spanisch nötig. Wir alle waren aus dem gleichen Grund hier. Und die Augen liebten, was sie sehen.
Das größte Problem, das wir dann immer an solchen Orten haben: WOHIN ZUERST??
„Hoch auf die Wiese? Auf die Felsen? Auf welcher Seite? Links oder rechts? Aaah, da sind auch Steine! Auf die Steine klettern? Oder erst an den Fuß des Wasserfalls??“
Wir können keine 2 Stunden ruhig an einem sonnigen Strand rumliegen, aber stell uns an einem Ort wie diesen ab und wir können den gesamten Tag dort verbringen – mit Regenjacke, Mütze, Schal, nassem Gesicht, nassen Haaren und Wanderschuhen.
Die Menschen sahen einfach nur so klein aus. So winzig klein. Das Wasser fiel wie in Zeitlupe. Der Wind schoss durch die Haare. Daniel sprang über die Steine und kletterte einen kleinen Felsen hoch. Auch er so klein in dieser gigantischen Natur.
Daniel drehte sich um und grinste. Ich nickte ihm lächelnd zu.
Und wieder: Keine Worte nötig…
Hi ihr beiden,
nachdem ich alle eure Vlogs geschaut hab, ist euer Blog dran! Ich lieb ihn so sehr… Falls ihr mal nach Brasilien/Argentinien geht, dort gibt es einen riesen Wasserfall (Iguazu Fälle). Vielleicht ist der was für euch… Ich war zwar noch nie dort, aber wenn ich mal nach Südamerika komme, wird das ein Ziel sein…
Viel Spaß noch in Thailand
Liebe Grüße Mara
Hey Mara! Wie schön, dass du hier auch vorbeischaust! 😍 Und sollten wir dort mal hinkommen, werden wir an den Kommentar hier denken! 🙂
Wow. Das sieht echt alles sehr schön aus. Tatsächlich habe ich in Peru Cajamarca und auch Chachapoyas bereist, doch den Gocta-Wasserfall hatte ich dabei nicht gesehen.
Ich wusste damals gar nicht, dass dort einer der größten Wasserfälle der Welt liegt. Aber das werde ich noch nachholen =).
Ein sehr schöner Bericht.
lg, Paul
Hi Paul!
Danke dir! Dann bist du ja knapp daran vorbei! 🙂
Einen Ausflug zu dem Wasserfall können wir dir aber nur empfehlen! Es wirkt einfach so gewaltig und imposant, wenn man direkt vor ihm steht. Warst du denn damals bei Kuelap? Ansonsten wäre das auch noch eine Empfehlung für deinen nächsten Trip nach Peru: https://www.geh-mal-reisen.de/reisebericht-kuelap-peru-chachapoyas/
Liebe Grüße
Daniel
Hi ihr zwei!
Ein super Artikel und wie immer ein geniales Video 🙂
Danke euch!!
Liebste Grüße aus Argentinien,
feli
Hey Feli!
Danke dir und noch eine gute Zeit in Argentinien! 🙂
Liebe Grüße
Daniel