Reisebericht Peru • Unser erstes Mal Südamerika
Schon einige Tage bevor wir landeten, spürten wir, dass etwas Neues kommt. In Asien war es egal. Den nächst besten klapprigen Bus genommen und irgendwie kommt man immer an. Hier scheinbar nicht.
Plötzlich müssen wir uns informieren, welche Stadtteile sicher sind.
„In Lima ist der Stadtteil Miraflores gut! Barranco auch. Aber geht nicht in den Norden! Und abends auch nicht unbedingt raus… zeigt nicht zu sehr, was ihr für Technik dabei habt… ist sonst garantiert schnell weg… “
Plötzlich müssen wir recherchieren, welche Busse vertrauenswürdig sind.
- „Es gibt drei, vier Busunternehmen, die ihr buchen solltet. Andere lieber nicht… nicht ganz so sicher und man weiß am Ende nicht, wo man rauskommt.“
- Plötzlich müssen wir auch mal auf die etwas teureren Varianten zurückgreifen.
- „Beim Transport die etwas teurere Variante nehmen. Das ist immer sicherer.“
- Und… plötzlich geht es nicht um tropische Strände und die schönsten Buchten… Sondern um Gletscher. Um Bergketten. Um Kälte, Höhen, Schluchten, Archäologie.
Eine komplett andere Art von Reisen und Erleben und Abenteuern! Eine herausfordernde Art. Und wir konnten es kaum erwarten auf all das zu treffen! Und dann war es soweit.
Wir landeten in Lima. Mitten in der Nacht.
Vorbereitet auf ein flaues Bauchgefühl und ein Gefühl von Vorsicht, gingen wir raus. Wie auch nicht, wenn überall steht, dass es ach-so-gefährlich ist. Unser Hostel war so nett uns abzuholen.
Der Fahrer sprach kein Englisch. Nur Spanisch. „No hablo Espanol“ konnte ich noch und mit der Sekunde, in der ich es aussprach, erinnerte ich mich an das Bild an unserer Bucketlist-Wand daheim: „Spanisch sprechen ohne einen Kurs zu besuchen.“ Ich schaute raus. Vielleicht schaffen wir das ja hier in Südamerika…
Unser erstes Bild
Kaum Menschen auf den Straßen. Die Häuser vergittert. Spanische Schilder. Natürlich war es dunkel und nur einige kleine Läden waren beleuchtet. Wir fuhren an einem Polizei-Wagen vorbei. Und an noch einem. Wir fuhren durch Gassen, kleine Straßen. Irgendwie hatten wir noch kein flaues Bauchgefühl.
Wir fuhren an der Küste entlang. Obwohl es mitten in der Nacht war, konnten wir den Schaum der Wellen sehen, wie sie an die Küste preschten. Der Fahrer selbst schaute auch zwischendurch zur Seite raus. Als würde er den Anblick jedes Mal selbst wieder genießen. Wir lächelten, er mit uns.
Unsere erste Nacht
Nach 30 Minuten Fahrt bremste er. „Aqui“. Das konnte ich auch noch. „Hier.“ Wir hatten zwei Dormbetten in einem Hostel für die erste Nacht gebucht und für die nächsten 3 Nächte eine airbnb-Wohnung (zur Liste all unserer Unterkünfte in Peru), die seltsamerweise günstiger war und etwas näher an der Küste.
Entgegen dem Rat bloß nicht in Lima zu bleiben, weil so hässlich, wollten wir uns dort einfach einige Tage „Pause“ gönnen. Dem Körper und Kopf Zeit geben, um verstehen zu können, wo wir hier gerade sind. Wir schlichen in das 8er-Bett-Zimmer, zogen uns um und gingen in unsere Betten. Ich hasse es, mich getrennt von Daniel ins Bett zu legen. Aber nach den letzten Tagen und Flügen klappte das Einschlafen auch so. Es war ein tiefer Schlaf. Und eine arschkalte Nacht.
Unser erster Tag
„Fühlst du dich unsicher?“
Fragte ich Daniel, als wir mit den Backpacks am nächsten Morgen zu der airbnb Wohnung spazierten. „Nö. Irgendwie gar nicht.“ Der Stadtteil hätte so auch in Deutschland sein können. Schicke Häuser, normale Häuser, Restaurants, ruhige Straßen, Parkanlagen, Promenaden. Die Schere zwischen Arm und Reich muss hier gigantisch sein.
Wir spazierten eine halbe Stunde, wenig Menschen, viel Vogelgezwitscher, viele Bäume und dann fanden wir unser Haus. „Ach krass. Schick?!“
Hier ist „unsere“ Straße:
Wir klingelten und die liebe Dame öffnete uns die Tür. Sie begann auf Spanisch loszuquasseln und als sie unsere fragenden Gesichter sah, hörte sie auf. „Espanol?“ Wir schüttelten mit dem Kopf und beide lachten los. Ach komm, in Taiwan sind wir auch ohne Chinesisch klargekommen, dann ja wohl auch hier!
Wir betraten die Wohnung und standen in einem großen Wohnzimmer, sahen eine große Terrasse und noch 3 andere Zimmer waren hier, die sie vermietet. Es ist im Grunde ein Hostel, nur im airbnb-Style. Wir haben uns von der ersten Sekunde an wohl gefühlt!
Wohnlich und sogar mit einer wertvollen Mappe, die die Vermieterin für die Gäste zusammengestellt hat: Eine Straßenkarte von der Umgebung, in der eingezeichnet war, wo man was findet. Aber nicht die Restaurant-Namen oder so, sondern cleverer: „Günstiges Restaurant.“, „Teures Restaurant.“, „Hier gibt’s Sandwiches.“ Hammer!
Unser erstes Essen
Wir legten die Backpacks ab und gingen dorthin, wo sie eingezeichnet hatte: „Cheap Menu: 9 Soles“. Ein kleines, Restaurant, einfach gehalten, nur zwei Einheimische, die dort gerade wohl ihre Mittagspause machten und… der aufgeschlossene Besitzer, der uns versucht hat, ein wenig Spanisch beizubringen und nicht ging, bevor wir ihm nicht auf Spanisch antworteten. 😀 Herrlich!
Wir setzten uns an einen Tisch. Rote Plastik-Decke, alte Holzstühle, auf dem Fernseher lief Fußball und immer noch: wir fühlten uns einfach nur wohl.
Die Bestellung lief problemlos: Wir nickten zu allem, was er sagte (wussten ja eh, dass wir nicht mehr als 9 Soles pro Person zahlen würden) und hatten nicht den blassesten Schimmer, was wir da bestellt haben und waren umso gespannter.
Scheinbar kam erst die Vorspeise. Daniel hatte eine Suppe mit Fleisch darin und ich Kartoffeln mit einer Paprika-ähnlichen Creme-Soße. Göttlich! Er sagte den Namen des Gerichts und bat uns, es zu wiederholen. Er wäre der perfekte Spanisch-Lehrer für uns! 😀
Dann setzte er uns den nächsten Teller auf den Tisch. Keine Ahnung, wie es hieß, aber es waren Bohnen, Reis und Fleisch mit sauren Zwiebeln. Und zwar in einer gigantischen Portion, wie man sie sonst nur bei Oma bekommt. „Das schaff ich nie im Leben!“, sagte ich und Daniel schaute mich mit großen Augen an. „In Asien haben wir so kleine Portionen bekommen und jetzt hier so eine Bombe!“ 😀
Unser Magen tat uns Leid, aber er hat es gut gemeistert. Das war wohl dem grandiosen Geschmack geschuldet.
Der Besitzer versuchte uns dann beim Rückgeld noch die spanischen Zahlen beizubringen und wir verabschiedeten uns mit einem ehrlichen Lächeln. Hier gehen wir öfters hin!
Unser erster Spaziergang
Heute Morgen schliefen wir aus, zogen uns alle Pullis an, die wir im Rucksack haben, Mütze, Socken, lange Hose und gingen raus. Zwar waren es eigentlich nur harmlose 19 Grad, aber der Körper hatte sich doch gerade erst auf Wüste eingestellt. 😀
Wir gingen die Straßen entlang, langsam und gemütlich, Richtung Supermarkt. Familien mit ihren Kindern, Skateboarder auf den Straßen, Cafés am Straßenrand, die Küste direkt neben der Stadt.
Der Supermarkt ist nicht weit von unserer Wohnung. Wir schauten uns um, welche Früchte hier sind. Welche Lebensmittel teuer sind, welche nicht. Was es hier im Sortiment gibt, das wir noch nicht kennen.
Wir deckten uns mit den wichtigsten Sachen ein, unter anderem auch Coca-Tee, gingen noch zur Küste und waren überrascht vom schönen kleinen Park, der dort angelegt war. Einige entspannten dort, schauten auf’s Meer, wir setzten uns dazu. Und schauten auf den Pazifik vor uns.
Hey 🙂
Ich finde eure Videos und Einträge echt hilfreich und inspirierend. Ich werde im Sommer 3 Monate in Südamerika (Peru, Ecuador, Bolivien) verbringen und meine Vorfreude ist durch die Videos noch viel grösser.
Liebe Grüsse aus der Schweiz 🙂
Carol
Hey Carol!
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und ein großes Sorry für diese verflucht späte Antwort: An dem Tag, als du schriebst, sind wir gerade in den Nationalpark für 5 Tage gegangen! 😀
3 Monate, 3 Länder – perfekte Zeit, um Land und Leute kennenzulernen! Gut, dass du dir nicht zu viel vorgenommen hast und direkt GANZ Südamerika entdecken willst 🙂
Freut uns, wenn wir die Vorfreude steigern konnten! Auch wenn erst mal gerade nur auf Peru 😀
Liebe Grüße in die Schweiz aus Chile und genieß deine Vorfreude!
Ania 🙂
Jau das Latinoportal kennen wir auch schon seit 2006 und ich bin dort immer noch aktiv am schreiben, vor allem weil es in Lima gerade auf einer meiner beruflichen Seiten so richtig vorangeht. Was ich meine ist – der Ausbau des Nahverkehrs – um endlich in Zukunft wieder etwas sauberere Luft in Lima zu bekommen.
Das in Lima rund 1/3 der peruanischen Gesamtbevölkerung leben, habt Ihr ja sicherlich schon in Eurer Vorbereitungszeit gelesen.
Latinoboy ist als peranischer Moderator natürlich wie wir auch immer an den neusten Trends und Infos dran.
Zudem gibt es seit einiger Zeit noch ein anderes Per-Forum, das aus den meisten deutschen Mitgliedern in Peru des Latinoportals entstanden ist. Zu finden unter http://www.peru4you.de
Wir sind gespannt auf den nächsten Teil und brennen richtig danach.
Liebe Grüße
Samanta & Karl-Heinz
ja das kennt man…
Lima wird oft links liegen gelassen, denn so eine riesige Stadt ist erstmal sehr unübersichtlich. Dabei kann man in Lima viel sehen und besichtigen, Hier eine kleine Aufstellung was man in Lima nicht verpassen sollten.
– Die koloniale Altstadt, sie ist sogar UNESCO Weltkulturerbe und man sieht noch viele alte Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit. Highlights die Plaza Mayor und die Katakomben von San Francisco.
– Parque del Agua: dieser Park sollte man Abends besuchen denn sie hat eine Lasershow und viele Überraschungen die man sonst nirgends sehen kann.
– Malecon de Miraflores: den kann man ja gut in euren Beitrag sehen ;-). Highlight die Einkaufsmall Larcomar wo man z.B. Haute Couture aus Alpaka Wolle kaufen kann.
– Lima hat über ein Dutzend Museen und viele Pyramiden und Tempel, JA wirklich.
– Abends in Barranco ausgehen. Barranco ist ein Künstlerviertel mit Galerien und vielen Bars und Diskos. Highlight die „Seufzer-Brücke“, Puento de los suspiros.
Hi Corazon,
das ist mal eine übersichtliche Aufstellung. 🙂
Können dir aber nur zustimmen, Lima wird oft unterschätzt. Während unserer Zeit hier in Peru haben wir tatsächlich nur wenige Reisende getroffen, die mehr als eine Nacht zum Transfer in Lima waren.
Liebe Grüße
Daniel
Ich habe ein paar Jahre in verschiedenen Ländern in Südamerika gelebt und danach für 2 Jahre in Bangkok. Grundsätzlich ist das schon ein anderes Pflaster und die Gefahr das etwas ernsthaftes passiert ist in Südamerika auch höher, allerdings wird man auch nicht an jeder Ecke überfallen.
Solange man die Grundregeln beherrscht und vor allem immer etwas Bargeld hat das man bei einem Überfall sofort rausgeben kann ist es aber alles kein Problem. Euch viel Spaß und auf das Ihr euer Notfallgeld nicht braucht 😉
Hey Christopher!
Danke für deinen Kommentar und deine Einschätzung. Du hast ja anscheinend beide Pflaster ganz gut kennengelernt. 🙂
Mittlerweile haben wir uns hier in Südamerika auch recht gut eingelebt und fühlen uns wie schon in Asien pudelwohl. Wie du schon sagst, ein paar Grundregeln sollte man beherzigen und und wir verlassen uns momentan einfach auf unser Bauchgefühl und unseren Kopf.
Dass wir das Notfallgeld nicht brauchen, bzw. es keiner haben will, hoffen wir auch mal! 🙂
Liebe Grüße aus Peru
Daniel
Hey Ania, Hey Daniel,
ich bin schon seit Anfang dabei, jetzt muss ich mal kommentieren! 😉
Mein Mann und ich starten in 6 Wochen unsere zweite Weltreise, diesmal zum ersten Mal auch nach Südamerika. Ich bin gespannt was ihr so erlebt und wie es euch ergeht, wir fangen in Bolivien an. 🙂
Liebe Grüße aus München!
Julia
Hey Julia,
von Anfang an bist du dabei? Super cool, das gerade zu lesen! 🙂
Wow, in 6 Wochen. Das ist ja gar nicht mehr so lange hin. 🙂 Die Zeit bis dahin wird rasen.
Ich freu mich schon auf den Tag, an dem wir sagen werden: „Tschüss, wir gehen auf unsere zweite Weltreise!“ 🙂
Südamerika, bzw. Peru, gefällt uns bisher unfassbar gut. Ein ordentliches Kontrastprogramm zu Asien, aber das macht das Reisen ja so besonders. Nach Bolivien könnte es uns auf der Reise auch noch verschlagen. Vielleicht habt ihr dann ja schon ein paar Tipps für uns. 🙂
Liebe Grüße aus Peru und noch ein paar vorfreudige Tage
Daniel
Hey cool aus München!
Habt ihr einen Reisebegleiter?
LG von Mike aus München 😀
Also, keinen hund und keine Katze, einfach uns gegenseitig…wenn du das als Reisebegleiter meinst 😀
Viel Spaß. Da hat unsere Reise angefangen. Wir hatten sechs spannende Wochen in Peru. Legt die Aufmerksamkeit nicht ab und lasst euch davon nicht lähmen. Ich bin gespannt was ihr erlebt ! Grüße an den wohl dunstigen Pazifik
Hey Jan!
Wir sind selbst so gespannt, was das Land zu bieten hat!
Falls du noch bestimmte Tipps hast, gern her damit! 🙂
Haben uns gerade erst mal Regenjacke geholt – haben wir in Asien verloren 😀
Danke nochmal für den Tipp – werden aufmerksam sein und viel auf unser Bauchgefühl hören… es ist definitiv eine Umstellung zu Asien, aber hey, so ist die Welt 🙂
Liebe Grüße aus Lima!
Ania