Keiner will Spoiler hören • außer, es ist die eigene Zukunft
So ziemlich genau in der Zeit, in der wir unsere Tickets für die Weltreise gebucht haben…
…hat meine Schwester mit ihrem Mann eine Eigentumswohnung gekauft.
Sie haben den Schlüssel für die Wohnung erhalten, wir die Mail für die Buchungsbestätigung.
Sie packen ihre Sachen für den Umzug, wir für den Auszug.
Sie richten ihr Schlafzimmer ein, wir stellen unsere Backpacks & Klamotten bereit.
Nur diese innere Zufriedenheit – die haben wir alle vier.
Wie unfassbar unterschiedlich der Weg zum eigenen Glück aussehen kann…
… das war uns vorher zwar immer irgendwo klar, aber so deutlich wie in letzter Zeit haben wir es selten gefühlt. Unterschiedlicher wie jetzt gerade kann es bei uns nicht ausehen und es wird einmal mehr klar: Es gibt ihn wirklich nicht. Diesen einen vorgefertigten Weg, den man immer glaubt grob zu kennen. Kein mit Blümchen am Rand vorbereiteter Pfad, den wir nur noch entlang hopsen müssen.
Man kommt halt nicht mit Navi in Hirn und Herz eingebaut auf die Welt, das einem mit freundlicher Stimme sagt „Bitte wenden“ oder „Nach 3 Jahren links abbiegen“ mit einer Statusleiste „In xy Jahren haben Sie ihr Ziel erreicht“.
Abgesehen davon, dass es so nun mal nicht läuft, auch wenn viele es glauben: Wie langweilig wäre das bitte.
Ich mein: Die meisten wollen doch auch von keiner Serie wissen, wie sie weitergeht
Von keinem Film hören, wie er zu Ende geht („NICHT SAGEN! Ich hab den noch nicht gesehen!!!“) und einige lesen hinten nie den Buchdeckel, weil dort zu viel drin stehen könnte. Spoiler-Alarm.
Sie wollen mitfiebern und sich freuen – auf die Folgen, auf das Neue, auf den Verlauf, wie es weitergeht. Das gilt anscheinend für alles – aber nicht für das eigene, reale Leben.
Hier will man jede Folge schon vorher wissen – und zwar am liebsten Jahre voraus.
Hier bekommt man schon von Kleinauf alle Spoiler mit dem Babybrei serviert: Kindergarten, Bildung, Arbeit, Heirat, Kind, Rente, Happy End.
7 Folgen. Bitteschön. Bereite dich vor, so wird’s laufen.
Und wenn nicht – das nennt man dann Krise. Kapitel 3.4. Oder 6.7.
Ah, und wenn ein Kapitel fehlt: Das nennt man dann Lücke.
Und wenn du einfach ein anderes Kapitel reinschiebst – dann ist das Chaos.
So, zieh Jacke an und Mütze auf, ist kalt, ab ins Leben, hop hop!
Dass wir als Babys nicht schreien konnten: „Ey, nicht schon alles verraten!!!“ ist wohl der Tatsache geschuldet, dass der Babybrei einfach zu gut war und man halt neu ist auf so einer Welt. Muckt man ja nicht direkt auf. Erst mal gucken.
Um später festzustellen: Man hätte nicht so viel auf andere schauen sollen.
Der Zeitpunkt ist jetzt. 27 Jahre später.
Daniel war da schneller: hat nur 25 Jahre gebraucht.
Würde ich jetzt auf die Menschen um mich herumschauen, würde ich denken: „Bin super im Takt. Habe Job und Wohnung. Level 3 erfolgreich erreicht.“ Ich würde mich nach Feierabend zurücklehnen und den Fernseher anschmeißen.
Daniel schriebe während seiner Masterarbeit Bewerbungen und müsste bald seine Chucks gegen Büro-Schuhe tauschen. Endphase von Level 2.
Aber wir würden spüren: Irgendwas ist nicht richtig. Irgendwas stimmt hier einfach nicht.
Früher oder später hätten wir ohnehin damit angefangen, mal ordentlich nachzudenken. Sich zu beobachten. Sich selbst Fragen zu stellen. Zu hinterfragen: Sind die vorgegebenen Folgen, wie wir es selbst auch wirklich gut fänden? Womit wir uns wohl fühlen würden?
Diese Kapitel, wer hat sie festgelegt? Wer sagt, dass es richtig für alle ist und alle damit so zufrieden sein sollen? Wer sagt, dass es Chaos ist, dass es eine Lücke ist, dass es eine Krise ist, wenn etwas nicht läuft, wie es da steht? Ach, richtig: Die Mehrheit.
Weil diese Kapitel diese Mehrheit in Sicherheit wiegen.
Es läuft, wie es bei den meisten läuft. Also scheint es so falsch ja nicht zu sein, sonst würden’s ja nicht alle so machen. Braucht man länger für’s Studium als alle um einen herum, muss man sich erst mal rechtfertigen. Mit 28 Single? Okaaaay… was stimmt nicht? Wie, mit 36 noch kein Kind? Wird aber Zeit! Mit 53 den Job wechseln? Na, wenn das mal gut geht! Nach dem Studium nicht erst in einen Job? Oder: Kündigen für eine Weltreise? Verrückt! Und vor allem: Wie unsicher!
Okay, Sicherheit ist immer toll. Gibt einem das Gefühl von Kontrolle.
Aber: Wir haben hier auf der Welt recht wenig unter Kontrolle. Das wollen wir Menschen aus Prinzip anscheinend nicht so ganz verstehen, genauso wenig wie das Reißverschluss-Verfahren im Straßenverkehr.
Nein. Sicher ist nichts. Kein Kapitel, kein Job und erst recht nicht der perfekte im Kopfkino gedachte Weg, an den sich alle klammern – und einige aus Angst vor dem Wagnis, das ihnen im Kopf schwirrt.
Sicher ist im Grunde nur eins: Dass dein Leben das ist, was du draus machst. Es klingt so herrlich einfach und logisch.
Für die einen ist es die Eigentumswohnung, für die anderen eine Weltreise.
Man muss für sich selbst eigentlich nur überlegen:
- Was, wenn man von den Kapiteln vorher nie was gehört hätte?
- Was, wenn man keinen Schimmer hätte, wie die meisten Menschen es machen?
- Was, wenn man wirklich raffen würde, dass wenig auf der Welt sicher ist und man lernt, sich selbst zu vertrauen?
- Was, wenn man auf die Welt kommt und daran glaubt, dass die Entscheidungen, die man trifft, gut sind, auch wenn sie ungewohnt sind?
Das möchten und werden wir sehen.
Wir hören von einigen dabei: „Wie, gekündigt?? Und ihr wisst nicht, was nach der Weltreise sein wird? Und auch nicht, wohin ihr überall reisen werdet??“
Wir genießen diese Aussagen auf’s Tiefste mit einem breiten Grinsen, während dem gegenüber auf der Stirn geschrieben steht: „WIE NAIV SEID IHR??“ Für diejenigen ist es nicht greifbar, weil es wohl außerhalb ihrer (angeblichen) Kontrolle liegt. Abgesehen davon, dass wir es eher unsicher finden zu denken, dass der Job ein sicherer Hafen ist und die Rente in der Tasche sei:
Für uns klingt unsere Weltreise-Ohne-Plan nach einem Spoiler-freien nächsten Abschnitt. Nach unserem eigenen Kapitel, das wir selbst schreiben wollen.
Und es beginnt, wenn meine Schwester die neue Wohnung einrichtet (und das kann sie verflucht gut). Wir uns im Januar alle unter Tränen umarmen werden aber einander verstehen und wissen: Hey, wir sind glücklich, genauso unterschiedlich wie es bei uns gerade ist und es gerade kommt.
Dabei ist vollkommen Latte, welche und wie viele Folgen:
Man dreht seinen eigenen Film.
Und erst, wenn es der Lieblingsfilm ist – dann ist es der Richtige.
Klappe – uuuuuuund Action!
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Liebe Ania, Lieber Daniel,
erstmal ein großes Lob an euch 2. Ihr macht die ganze Sache wirklich toll.
Wir saugen eure Wörter in eurem Blog quasi so auf…. Schauen eure Videos an und freuen uns immer und immer mehr – denn auch wir werden einfach alles hinwerfen und die Welt entdecken. Immer wieder erkennen wir 2 uns in euch wieder und freuen uns umso mehr auf unser eigenes Abenteuer.
Vielen Dank dafür.
Vergebens habe ich mich allerdings durch die Abschnitte gewühlt, versucht irgendwie herauszufinden, wann ihr denn den Entschluss gefasst habt die Welt zu bereisen und wann ihr tatsächlich ausgereist seid.
Bei uns gehts im Januar 2020 los und wir können es kaum erwarten.
Bis dahin verfolgen wir euch weiter und fiebern bis zu unserem ‚Ich-dreh-ein-letztes-mal-den-Schlüssel-im-Schloss-um‘ Moment.
Liebe Grüße
Liza und Tobi 🙂
Hey ihr zwei!
Viiielen lieben Dank für den schönen Kommentar! Und schön zu lesen, dass ihr euch darin wiederfinden könnt! Genießt schon mal eure Vorfreude auf 2020, denn auch die ist einmalig… das Gefühl zu wissen, dass etwas Großes zum ersten Mal bald startet, erlebt man auch nur einmal so! 🙂
Zu der Frage: Wie wir den Entschluss gefasst haben und wie sich das angefühlt hat, das haben wir mal in einem Podcast erzählt und beschrieben! Seid ihr schon über den gestolpert? 🙂
https://www.geh-mal-reisen.de/podcast-003-weltreise-entscheidung/
Ganz liebe Grüße! 🙂
Liebe Ania, ein so toller Text! Wunderbar geschrieben und so viel Wahrheit drin, ohne jemanden irgendwas aufzwingen zu wollen! Lieben Dank! Leider find ich es manchmal schwierig, herauszufinden, was denn DAS ist, das was man wirklich will – oft prägen uns so sehr bestimmte Werte, und es fällt doch schwer sie gänzlich über Bord zu werfen. So geht es mir jedenfalls manchmal. ich bin total gespannt auf eure Reise und weitere tolle Bericht. Lieber Gruß, Sina
Hi Sina!
Das stimmt, das herauszufinden dauert. Aber irgendwie ist genau das auch… das Schöne und Spannende daran. Es nicht sofort zu wissen.
Sondern eben erst mit der Zeit so viel zu verstehen, sei es von sich selbst oder von seiner Umgebung. Routinen und Gelerntes langsam zu hinterfragen… immer ein bisschen mehr, bis man an einen Punkt kommt, an dem es immer klarer wird. Und je mehr man sich mit Menschen umgibt, beschäftigt oder darüber informiert, desto klarer wird einem, dass es kein Hexenwerk ist, manchmal einfach zu machen, was man sich immer vorgestellt hat, wovon man geträumt hat.
Wird Gelerntes und Werte dabei nicht über Bord, sondern nimm sie für dich mit. Und entweder fühlst du dich damit wohl… oder nicht.
Zu was auch immer du dich irgendwann mal entscheiden wirst: Trust The Timing Of Your Life. 🙂
Wir vertrauen auch, und werden einfach mal sehen, was nach dem 31.1. auf uns zukommen wird!
Ganz ganz liebe Grüße!
Liebe Anja, lieber Daniel,
ich wünsche Euch eine tolle Weltreise mit vielen schönen Erlebnissen und Erfahrungen. Ich habe eine Kollegin mit 45 viel zu jung an den Krebs verloren. Sie wollte einmal nach Ägypten, daraus wurde nichts. Das Leben kann manchmal schneller vorbei sein als du denkst. Viel zu viele verschieben alles auf die Zeit der Rente. Dann werde ich…..Es kann zu spät sein.
Wenn du jung bist, glaubst du, du hast alle Zeit der Welt. Dem ist nicht so. Es ist gut, seine Träume frühzeitig zu verwirklichen.
Liebe Grüße
Renate
Liebe Renate,
ein Kommentar, der sitzt. Jeder einzelne Satz. Ich musste schlucken beim Lesen.
Ja, wir wollen es wohl meist alle nicht sehen, dass es so schnell vorbei sein, auch wenn man es doch eigentlich weiß…
Danke für deine Wünsche. Und nach solchen Kommentaren merkt man einmal mehr, dass man sich bei der Reise eigentlich nur eins wünscht: sie gesund erleben zu können.
Liebe Grüße!
Ja, ich habe mir auch viele Gedanken dazu gemacht. Habe Jobs gekündigt, Angebote ausgeschlagen, bin viel umgezogen und habe Neues versucht, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg 😀
Aber das vorgeschriebene Leben von Schule, Studium, Heiraten und Kind mit Anfang 30 (spätestens!) und dann Beruf bis zur Rente – naja, nicht meines. Es gibt noch mehr und manchmal kommts einfach anders, als man dachte.
Richtig, es kommt meist eh anders, als man dachte… und: Ob mit mehr oder weniger Erfolg: Vollkommen egal, solange man versucht. Probieren geht eben über studieren, immer und überall. 🙂
Liebe Grüße!
Ach..es ist immer wieder so schön bei euch zu lesen. Dachte ich letztens noch der Artikel über die Kündigung wäre mein liebster, kommt wieder ein neuer.
Es ist so krass, wie einfach das Prinzip Leben eigentlich ist! Jeder soll so leben wie er am glücklichsten ist, ohne Vorgaben, ohne Miesmacher, Angstmacher, Neider, ohne Schönredner, ohne „und was ist mit eurer Rente“ Sprüche.
Ganz ehrlich: Wenn man es sich in irgendeinem Land leisten kann, eine Weltreise zu machen, dann ist das ja wohl in Deutschland. Damit meine ich nicht (vordergründig) den finanziellen Aspekt, sondern vielmehr:
Wir haben die Freiheit überall hin reisen zu dürfen. ÜBERALL hin. Und das mit unserer Geschichte. Oder gerade wegen unserer Geschichte?! Na jedenfalls haben wir auf Reisen immer wieder Menschen kennengelernt die uns dafür beneiden. Wer diese Chance nicht begreift ist selber Schuld! 🙂
Punkt zwei: Egal was passiert: Wir werden aufgefangen. Alle sprechen von dieser Sicherheit..und genau die haben wir doch eigentlich. Dass man sich nicht darauf ausruhen sollte ist ganz klar, aber ehrlich gesagt, haben alle Herzblut-Reisenden die ich bisher kennengelernt habe, sowieso mehr Grips, als sich vom Staat aushalten lassen zu wollen. (Allein schon weil man auch nach einer Weltreise ja weiter reisen möchte und dafür Geld braucht.)
Ich finde, besser kann es gar nicht sein. Naja. Vielleicht noch deutschlandweit Arbeitgeber, die ALLE ein bezahltes Sabbatical ermöglichen. 🙂
Und nun: Klappe und Action! Ich finds toll bei euch von Anfang an dabei zu sein!
Schreibt euren eigenen großartigen Film!
…und nach jedem Satz deines Kommentars Haken dran gemacht.
„Stimmt. Stimmt. Stimmt. Stimmt.“
Das Auffangen ist ein richtig guter Punkt, der eigentlich auch in den Beitrag reingehört hätte! Da hast du sowas von Recht, und zwar in zweierlei Hinsicht: Nicht nur der Staat und das Finanzielle – sondern auch die Familie, die da ist…
Aber unser Lieblingssatz ist das mit dem Grips! Haha, klasse! 😀 Und wohl so wahr!
Der Film wird gedreht, mit vollster Leidenschaft! Freuen uns, dass du dabei bist!!
Da schreibt ihr mir wirklich aus der Seele. Ich stelle zur Zeit mit Erschrecken fest, wie viele Freunde genau den vorgezeichneten Weg gehen. Ist an sich nicht schlimm, nur macht mir das bewusst, wie weit entfernt meine Lebensideen von dem allgemein gültigen Plan sind. Viel Erfolg auf eurem Weg und haltet immer an euren Träumen fest!
Hey Saskia!
Du hast es ziemlich perfekt auf den Punkt gebracht: „wie weit entfernt meine Lebensideen von dem allgemein gültigen Plan sind“
Die Formulierung ist mir nicht eingefallen – dein Kommentar ergänzt sich perfekt! 🙂
Ja, das merken wir auch mehr und mehr, am Anfang haben wir noch gedacht: „Wir sind doch keine Freaks, oder?!“ 😀 Nein… wir gucken einfach, was möglich ist. Und das ist so einiges, merken wir…. und können nicht mehr erwarten genau zu sehen, was es ist!
Liebe Grüße an euch beide!