Reisebericht Melaka • zur falschen Zeit am falschen Ort?
Der Bus ist runtergekühlt auf gefühlte -20°C und es ist das erste Mal, seitdem wir in Malaysia sind, dass wir uns einen Pulli gewünscht hätten. Wir sind auf dem Weg nach Melaka. Eine Küstenstadt nur 2-3 Stunden Busfahrt südlich von Kuala Lumpur.
Auf das Ziel haben wir uns besonders gefreut. In allen Dokus und Berichten über Malaysia, die wir die letzten Monate so aufgesaugt haben, wurde Melaka immer als die ursprüngliche Perle Malaysias bezeichnet. Und genau aus diesem Grund darf sich die Stadt heute auch ein UNESCO Weltkulturerbe nennen. Den Begriff „Die Straße von Melaka“ kannte man vom Hörensagen. Die Latte unserer Erwartungen liegt also hoch und der Werbeslogan der Stadt legt sie noch eine Stufe höher: „Don’t mess with Melaka!“ Gefällt uns!
Man darf ja schließlich auch mal stolz auf sich selbst sein.
Immerhin waren Melaka und die Meerstraße vor der Tür nicht ganz untätig in der Geschichte Malaysias. Durch ihre strategische Lage war Melaka in der Welt bekannt als einer der größten Handelshäfen. Hier trafen sich damals schon die Chinesen, Araber und Inder, um ihre besten Gewürze an den Mann zu bringen. Später wurde die Stadt erobert von den Portugiesen, den Holländern und auch die Briten sind mal einmarschiert, bzw. -gesegelt. Das Ganze wohl auch in genau der Reihenfolge. Und jede Nation hat dabei ihre Spuren hinterlassen: in Kultur, Gebäuden und Essen.
Klingt vielversprechend, dachten wir uns, und stiegen aus dem Tiefkühl-Bus.
Nur noch 2-3 Kilometer zu Fuß vom Busbahnhof zur Unterkunft* und wir sind da. Kein Problem! Da wir uns kennen, hätten wir es aber besser wissen sollen. Wir haben die Strecke mal gefühlt verdoppelt, haben unsere letzten Kekse aufgefuttert und sind ein paar Mal stumpf an unserem Hostel vorbeigelaufen…
Hätten wir uns die Bilder im Internet mal genauer angeschaut, hätten wir vielleicht ahnen können, dass das Ding aussieht, wie ein alter chinesischer Tempel, inklusive Bogen mit roten Laternen am Eingang.
Gesucht. Gefunden. Schnell eingecheckt, die Backpacks im Zimmer geparkt und ab ins Bett.
Am nächsten Morgen ging es dann rein in die Stadt Melaka
Vom Guesthouse* nur 3 Minuten und wir sind direkt am Melaka River, dem wir einfach in die Altstadt folgen können. Erneutes verlaufen praktisch unmöglich!
Rechts vom Fluss sind viele kleine bunt bemalte Guesthouses, teils mit gemütlichen Cafés direkt am Fluss. Links abenteuerlich konstruierte Wellblechhütten. Der Fluss verläuft hier auf den ersten Blick wie eine Art Grenze. Kontraste, wie wir sie schon in Kuala Lumpur gesehen haben.
Als wir ins historische Zentrum kamen, dachten wir nur: „So. Jetzt geht’s los! Das wahre Melaka, die Geschichte und die Perle!“ Und von weitem sahen wir schon mit das bekannteste Gebäude Melakas:
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Das Stadthys
Nach ein paar Minuten standen wir vor dem Stadthys, neben einer Hand voll weiteren knallroten Gebäude, die wir schon von Fotos und Videos kannten. Die Holländer haben sie damals hier gebaut, wie der Name vermuten lässt. Ursprünglich noch als Regierungssitz genutzt, hatten die Briten später jedoch andere Pläne für die Gebäude und wandelten das Stadthys in eine Schule um.
Dass wir hier einige Touristen treffen werden, haben wir uns schon gedacht. Und auch, dass es höchstwahrscheinlich nicht so ruhig wird, wie auf den Fotos in den ganzen bunten Reiseführern und Flyern. Womit wir allerdings als letztes gerechnet haben, ist ein Geschwader von bunten Walt-Disney-Fahrrad-Rikschas. Jede mit einem fetten Soundsystem bewaffnet, schwärmen sie aus und kutschieren die Touristenmengen mit aufgedrehter Techno- und HipHop-Musik durch das UNESCO Weltkulturerbe. Mit den Bässen würden sie auf jedem Auto-Tunerfestival neidische Blicke kassieren.
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Packliste für MalaysiaA Famosa
„Egal – gehen wir mal weiter.“ Nächstes Ziel ist die Festung A Famosa. Auch hier lässt der Name auf die Herkunft schließen. Vorbei an einer riesigen Shoppingmall und sowas wie einer Piraten-Stunt-Show stehen wir vor der portugiesischen Festung bzw. dem Rest, der den Eroberungen von Holländern und Briten standgehalten hat. Die Festung ist recht klein, mit ein paar historischen Kanonen davor, die an die damalige Piratenzeit erinnern und einem kleinen Durchgang. Der Charme wäre eindrucksvoller, wenn die Souvenirshops nicht überall stünden.
St. Pauls Hill und St. Pauls Church
Hinter der kleinen A Famosa versteckt sich eine Treppe hoch auf den St. Pauls Hill. Die Möglichkeit den Techno-Rikschas zu entfliehen, haben wir direkt in Angriff genommen und haben uns flott die Stufen hochgemacht. Nach dem Erklimmen der Batu Caves ein Kinderspiel! Auf dem Hügel stehen die Überreste der St. Pauls Church. Glaubt man den Geschichten und Reiseführern, ist es die wohl älteste Kirche in ganz Süd-Ost-Asien.
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Die besten ReisekreditkartenGeschichtsmuseum
Auf unserer Karte haben wir schon gesehen, dass in Melaka so einige Museen gibt. Allerdings kommt man in so gut wie alle nur gegen Eintritt. Da das am Ende des Tages gut in die Tasche gehen würde, haben wir uns gesagt, dass wir uns eins aussuchen. Wir haben uns für das Gouverneursmuseum entschieden.
Das Museum ist direkt oben auf dem Hügel neben der St. Pauls Church in dem alten holländischen Gouverneurs-Sitz. Ausgestellt sind dort die traditionelle Einrichtung und die persönlichen Gegenstände der amtierenden Gouverneure seit der Unabhängigkeit Malaysias. Dazu die passende Infos rund um die Geschichte von Melaka in dieser Zeitspanne.
Verlaufen im Shopping-Mall-Labyrinth
Auf dem Weg runter vom St. Pauls Hill fing der Regen an und wir sind schnell in die gigantische Shopping Mall geflüchtet, in der wir uns innerhalb von 5 Minuten verlaufen haben. Haben kurz in einem Converse Store haltgemacht und gemerkt wie die Verkäufer angefangen haben zu tuscheln und ihre Blicke an unseren Chucks kleben geblieben sind, die von unseren Freunden zum Abschied be-sprayed wurden mit einer Weltkugel und dem Spruch „You’ll never walk alone“.
Haben sich wohl gefragt, ob wir da sowas wie ne Limited Edition tragen mit der Weltkugel drauf – zu gut! Irgendwo haben wir dann aber doch wieder raus aus dem Shoppinglabyrinth gefunden – und standen vor der nächsten Mall. Die sah nochmal ein Tacken größer aus. War aber ganz praktisch, denn in der davor gab es keinen Supermarkt. Also schnell ein Wasser geholt und mehrmals gesagt wie gigantisch die Shopping Malls hier bitte sind und wie so ziemlich als letztes so ein Einkaufsparadies hier erwartet hatten. Dachten wir doch vorher, dass es ein gemütliches, kleines Städtchen ist…
Treiben lassen in Melaka
Nach einem ordentlichen Schluck Wasser haben wir uns einfach noch was durch die Stadt treiben lassen und immer wieder versucht, so weit es möglich war, den Techno-Rikschas aus dem Weg zu gehen. Dabei kamen wir vorbei an einem kleinen Markt mit Snacks, Streetfood und allerlei Krimskrams, einem Aussichtsturm mit einer rotierenden Kapsel und einem kleinen Park.
Eigentlich alles sehr gemütliche Plätze, aber sehr überlaufen. Vielleicht liegt es auch am chinesischen Neujahr, das an dem Abend gefeiert wurde und Ferien für alle Chinesen bedeutet.
Von dem Neujahrsfest haben wir abends in Chinatown erfahren
„Ist diese Nacht das Chinesische Neujahr?“ haben wir einen Chinesen gefragt, der gerade versucht hat das Chaos in einem Karton voller Dekozeugs unter Kontrolle zu kriegen. Seine Antwort mit fragendem Blick hat uns gezeigt, wie dumm unsere Frage wohl geklungen haben muss: „JJjjaaahhh?! Heute findet der Countdown in der Jonker Street statt?!“
Also ab zur Jonker Street. Hier findet jedem Abend ein Nachtmarkt statt und am Wochenende wird sie sogar für Autos gesperrt. Ein Streetfood-Stand neben dem anderen – ein Paradies, vor allem für Hungrige!
Und heute Abend war hier zusätzlich eine Bühne aufgebaut mit kleinen Tänzen und Gesang von Kindern und dem anschließenden Countdown ins chinesische Jahr des Affen. Sogar der Wohlstandsgott kam auf die Bühne und hat jedem der hochkam die Hand geschüttelt. Da waren wir natürlich dabei!
Den nächsten Tag haben wir ruhig angehen lassen
Wir sind den Fluss bis zum Ende spaziert und anschließend ein Stück raus auf eine Landzunge von der kleinen Hafeneinfahrt. Unser erstes Stückchen Strand auf der Weltreise! Naja, nicht direkt Strand. Aber dort liegt zumindest Sand und das Wasser kommt aus dem Meer. Außerdem haben wir Blick auf die berühmt berüchtigte Seestraße. Die Straße von Melaka.
Obwohl wir noch nicht alles in der Stadt und Umgebung gesehen haben, kommt bei uns beiden das Gefühl auf, dass wir es uns hier anders vorgestellt hatten und nicht wirklich die Motivation hatten noch viel Zeit hier zu verbringen.
Der riesige Touristenschwarm, das Techno-Rikscha-Geschwader, die Shopping Malls und die Piraten-Stuntshow haben uns unbewusst wohl ein Stück weit den Charme der Stadt geraubt. Ein UNESCO Weltkulturerbe stellt man sich dann doch etwas anders vor.
Trotz allem sind wir froh Melaka ein wenig erkunden zu haben und hatten zwei entspannte Tage dort. Außerdem hätten wir uns riesig geärgert die Stadt auf unserer Reise durch Malaysia nicht gesehen zu haben und ohne ein eigenes Bild weiterzureisen. Vielleicht waren wir auch einfach zur falschen Zeit vor Ort und das ganze Treiben ist sonst etwas ruhiger.
Am wohlsten haben wir uns die Tage auf jeden Fall abends auf der Jonker Street gefühlt. Zwischen den ganzen Düften und Dämpfen der vielen Garküchen und den bunten Laternen, die für das chinesische Neujahr aufgehängt wurden. Obwohl die Straße jeden Abend voll von Menschen ist, kommt trotzdem etwas Gemütliches auf.
Immerhin ein wenig ursprüngliches Leben inmitten der Stadt. Sollte jemals ein HelloKitty-Touri-Rikscha-Boykott ins Leben gerufen werden: Wir sind dabei!
Hi, Dank eurem Bericht kann ich jedoch bestätigen. Ende 2018 geht es in Malaka immer noch so zu wie ihr schreibt 😉
Entlang des Kanals auf dem die Boote fahren ist es aber sehr entspannt und die Häuser sind schön bemalt, wenn man dem Trubel was entkommen will.