Reisebericht • 1 Tag mit Elefanten in Thailand
Edwin Wiek, ein Niederländer, sitzt in seinen seinem Auto. Er fährt die Straße entlang, zufrieden mit seinem Leben. Schließlich ist er wohlhabend, hat ein schickes Auto, in dem er sitzt und arbeitet erfolgreich in der Modebranche.
Und in der nächsten Sekunde blickt er plötzlich dem Tod in die Augen. Autounfall. Es kracht, es scheppert. Er liegt. Er öffnet die Augen, blickt um sich herum.
Was er nicht weiß: Dass dies der Moment ist, in dem er in seinem neuen Leben aufwacht. Der Moment, in dem er die Augen öffnet und feststellt: ‚Ich… habe nur ein Leben. Was tue ich hier bloß…‘
Es musste ein Autounfall her, dass er für sich merkt: ‚Das ist nicht, was ich mit meinem Leben anfangen will.‘ Er warf seine Mode-Karriere über den Haufen mit dem Entschluss, seinem Leben eine 180-Grad-Drehung zu geben.
Sein Wunsch: Tieren zu helfen. Endlich seiner Liebe zu Tieren nachkommen, die er schon immer hatte. Etwas Gutes tun. Der Welt etwas zurückgeben.
Der Zeitpunkt war gekommen und mit diesem Gedanken setzte er den Baustein für die Organisation, die wir Jahre später vollkommen begeistert besuchen… und heute darüber berichten sollten.
Ja, es hört sich an, wie die Storyline eines Hollywoodstreifen
Aber… es kommt noch besser.
Nun war sein Wunsch, sich um Affen aus Gefangenschaft zu kümmern und diese wieder aufzupeppeln. In erster Linie sollten es Affen sein, die gequält und gefoltert wurden, um Touristen ihren Spaß zu geben und sie zu Hause Fotos zeigen können, die sagen „Ich hatte am Strand einen Affen auf dem Arm!“.
Was sie jedoch nicht erzählen oder wissen, dass der Affe dafür wochenlang geknebelt wurde, keine Zähne mehr besitzt und gar nicht mehr weiss, wer oder was ein Affe ist.
Aus diesem Grund verschlug es Edwin nach Thailand. Die ersten hilfsbedürftigen Affen waren schnell gefunden, er pflegte sie zu Hause, doch stellte fest: „Verdammt, ich brauche Platz für die Tiere!“
Er ging zu einem Tempel und bat Mönche um Hilfe. Sie hörten ihm zu, nickten und sagten: „Wir haben Platz für dich.“ Wer an Karma glaubt, Vorhang auf: Die Mönche schenkten ihm ungenutztes Land. Das Stück Land war allerdings nicht einfach nur eine kleine Weide hinter ihrem Tempel. Sondern ein mehrere Hektar großes Gebiet inklusive Wald und kleinen Seen. Es war wie dafür gemacht.
Und hier war es, wo der Niederländer sich nun voll und ganz austoben konnte. Aus seinem Kindheitstraum wurde Stück für Stück Realität, indem er sein eigene Auffangstation für Affen aufbaute. Dachte er zumindest. Denn aus Affen wurden mehr Affen und aus mehr Affen wurden Elefanten. Dazu kamen noch eine Reihe von Bären, ein paar große Echsen und sogar ein Krokodil.
Heute trägt der Kindheitstraum den Namen Wildlife Friends Foundation Thailand (WFFT) und es findet jedes hilfsbedürftige Tier ein zu Hause, solange der Platz es hergibt.
Und genau da wollten wir hin!
„Irgendwo hier muss es sein!“ – „Hast du scho.. ELEFANTEN!“ Die Bremse vom Moped gezogen, hielten wir erstmal an und verdauten den Anblick auf drei der grauen Riesen. Vor uns in der Ferne sahen wir gerade die ersten großen Elefanten. Okay, zwei Große und einen Kleinen:
Den Eingang samt Hauptgebäude haben wir, wie auch immer, verpasst und standen dafür direkt vor einem großen „Gehege“. Die Elefanten schauten uns neugierig an, wie wir herumrätselten, und hätten wohl am liebsten gesagt: „Nene, ihr seid falsch abgebogen, wir sehen uns erst später!“
Wir fuhren wieder ein Stückchen zurück. Und tada, da war rechts ein kleiner Weg gewesen, der zu ein paar Gebäuden führte. Haben wir wohl vor lauter Elefanten im Kopf glatt übersehen.
Einige Volunteers, die uns heute hier herumführen sollten, hießen uns direkt willkommen und auch schon die ersten Besucher saßen in der offenen Kantine der Organisation und waren, wie wir, bereit für die Tagestour und ganz viele Elefanten!
„Ihr Name ist Bunmi!“
Die erste Elefantendame direkt am Hauptquartier wurde uns vorgestellt. Ihre Geschichte ist die eines typischen Elefanten, den man bei einem Thailandbesuch auf den vielen Plakaten und Flyern der Elefanten Camps sieht. Ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit der Organisation und die Aufklärung von Touristen, die gerne Elefanten in Thailand erleben wollen.
„Bunmi ist 7 Jahre alt. Bevor sie zu uns kam, war sie in einer der Elefantencamps, die Thailand-Touristen in einem Korb auf dem Rücken durch Flüsse, Wälder, etc. getragen haben. Elefantenreiten. Ihr Rücken ist durch die Last des Korbes nach innen gedellt, ihre Beine sind schwach und krank geworden und neben vielen Narben hat sie in ihrem rechten Ohr einen langen Riss. Dort hatte sich die Spitze des Elefantenstabs verhakt und das komplette Ohr aufgerissen. Der selbe Stab, der dafür verantwortlich ist, dass die Elefantendame auf ihrem linken Auge blind ist. Der Führer hatte sich verschätzt und ihr mit der Spitze ins Augen gehauen.“
Wir schluckten.
Aus diesem Grund stellten wir uns mit den Bananen, mit denen wir sie füttern durften, auf ihre rechte Seite. Nur so konnte sie uns und das Futter in unserer Hand sehen.
„Die Banane hier vorn an die Unterseite des Rüssels halten. So kann sie sie am besten greifen.“ Und zack, rollte sie ihren Rüssel etwas ein und griff nach der Banane. Die Banane war weg, Elefantenschnodder, Gänsehaut und eine riesiges Grinsen blieb.
Wir haben das erste Mal Elefantenhaut gespürt. Rau, groß, dick, so fest. Für sie war es ein kleiner Snack am Tag, für uns ein kleines Highlight, das uns strahlen ließ! Wir haben das erste Mal Elefantenhaut gespürt… wortwörtlich… hautnah.
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Beste Krankenversicherung„Warum wir die Elefanten retten?“
Das wurde uns nach Bunmis Bananensnack erklärt. Wilde Elefanten würden niemals einen Menschen nah an sich heranlassen. Allerdings möchte man in Thailand hier mit ihnen Geld verdienen, Touristen ihren Spaß haben lassen. Daher wird ihr Wille gebrochen.
Oft geschieht dies schon direkt mit den Jungtieren, die ihrer Mutter entrissen werden und den Phajaan-Prozess durchlaufen. Die „traditionelle Art“, sich bei Elefanten das Gehorsam zu verschaffen.
„Prozess“ ist hier eine nette Umschreibung für „Folter“. Die Elefanten werden in einen engen Bambuskäfig gezerrt, gefesselt und von allen Seiten mit Stöcken geschlagen und gestochen. Tage, Wochen, Monate. Eben solange, bis sie ihren Willen verloren haben und aus Angst alles tun, was der Besitzer mit ihnen vor hat. Unter anderem auf Straßen Tanzschritte vorführen, Lasten ziehen oder Touristen auf dem Rücken durch Thailand tragen.
In den typischen Trekking Camps (Elefantenreiten) erhalten die Tiere meist nur wenig Futter, können nicht baden, weil kein See in der Nähe ist, werden vielleicht höchstens mal abgespritzt, bevor sie vor den Touristen stinken, haben wenig Schatten und noch weniger Platz. Und meist sind sie angekettet. Bis sie irgendwann an Erschöpfung erkranken und sterben.
Auch wenn auf Bildern, in Filmen und auf den Flyern immer Touristen auf Elefanten sitzen: Ihr Rücken ist so gebaut, dass er nicht einmal EINEN Menschen tragen kann, ohne dass der Elefant Schmerzen spürt.
Daher ihr verkrüppelter Rücken, schmerzende Beine und etlichen Narben, wenn sie vom Weg abgehen und mit dem Elefantenstab wieder „gelenkt“ werden.
Zugegeben, das war harte Kost. Ein paar Dinge waren uns zwar schon vorher bewusst, sie aber vor einem Elefanten erklärt zu bekommen, der aus solchen Verhältnissen gerettet wurde, während wir die Narben sehen, das blinde Auge, das kaputte Bein, ist wirklich noch einmal eine ganz andere Nummer.
Und man fragt sich plötzlich, was man vielleicht irgendwann mal in irgendeinem Urlaub mit irgendwelchen anderen Tieren aus Unwissen gemacht hat und nicht weiß, was man ihnen angetan hat. Vielleicht nur für ein einfaches Foto.
Allerdings findet man bei WFFT nicht nur Elefanten
Es ging weiter durch das große Gelände. Und es war schon fast ein wenig wie eine kleine Safari. In den ersten Gehegen, an denen wir vorbei kamen, waren Malaienbären. Als Baby gefangen oder auf dem Schwarzmarkt gekauft, wunderten sich die Besitzer, wie groß ihre Haustiere doch geworden sind. Andere wurden von „Straßenkünstlern“ gerettet, die die Bären auf der Straße tanzen ließen.
Auf einem Baum saßen zwei riesige Echsen. Anderes Tier, selbe Geschichte. Auf dem Schwarzmarkt gekauft und abgegeben, als sie plötzlich die ein Meter Marke geknackt haben. Eigentlich kommen sie aus Costa Rica, wo man sie aber nicht wieder aufnehmen will. In Südostasien würden sie nicht überleben. Jetzt sitzen sie hier und man versucht ihnen ein bestmögliches Leben zu geben.
Wie Polizeisirenen schreien die Gibbons los, als wir zu ihren Gehegen kommen. Sie wurden alle in Thailand aus Gefangenschaft gerettet. Teils für touristische Zwecke und teils das selbe Spiel: „Mein Haustier war als Baby viel kleiner und süßer!“ Die Tiere haben dabei verlernt ein Affe zu sein und wissen teils nichtmal, wie sie als Affe überhaupt mit anderen Artgenossen kommunizieren. Eine Reihe von ihnen sind jedoch schon auf dem besten Weg, wieder raus in die Wildnis zu können, andere müssen noch die Affenschule durchlaufen. Aber auch bei ihnen stehen die Chancen wohl gut.
Wer durch Asien gereist ist, wird sie kennen: die Makkaken. Sie sind es, die dir an touristischen Plätzen in der Natur dein Essen, Trinken, Sonnenbrille oder Cap klauen wollen. Meist mit Erfolg.
Die Makkaken hier kommen jedoch auch aus Gefangenschaft. Haben für Touristen getanzt, sind auf zwei Beinen gelaufen oder haben Kokosnüsse von Palmen geholt.
Was jedoch wenige wissen: Ihre Hinterbeine sind zu schwach, um sie auf zwei Beinen laufen oder gar tanzen zu lassen. Außerdem klettern sie niemals hoch genug, um an Kokosnüsse zu kommen. Außer: Man bindet ihnen für Monate die Hände hinter den Rücken, legt ihnen einen Strick um den Hals und lässt sie auf den Hinterbeinen stehen, bis sie muskulös genug sind. Gegessen wird, was vom Herrchen übrig bleibt – wenn etwas übrig bleibt.
Zu guter letzt kamen wir zu einem kleinen Betonpool. Dort drinnen lag ein Krokodil. Du kannst es dir denken: Besitzer hatte keine Ahnung, dachte es sei ein kleines asiatisches Krokodil, das einen Meter nicht überschreitet.
War es jedoch nicht. Es war eine Kreuzung und ist locker zwei Meter groß geworden. Die Regierung wollte sich eigentlich um einen Platz in der Wildnis für das Krokodil gekümmert haben. Das war vor 20 Jahren. „Ich glaube nicht, dass sie sich noch melden…“
Wie man sieht, hat jedes der Tiere hier in der Organisation seine eigene Geschichte und sein eigenes Schicksal. Und mit jeder Geschichte wurde man innerlich irgendwie dankbar, dass es Menschen wie Edwin gibt, die ihr gesamtes Herzblut in eine Organisation stecken, um noch mehr und vor allem schlimmere Schicksal-Geschichten zu verhindern.
Mittlerweile war es Mittag.
Zusammen mit den ganzen Mitarbeitern und Volunteers der Organisation, gab es auch für uns Mittagessen in der Kantine. Unglaublich, wieviele Hände hier helfen und mit anpacken: Es waren bestimmt 100 Mitarbeiter hier versammelt.
Ein paar arbeiten hier fest angestellt, andere verbringen hier für ein paar Wochen ihre Ferien und wieder andere arbeiten hier Monate lang und sind teils schon mehrfach zuvor hier gewesen, um den Tieren und der Organisation zu helfen. Dabei ist das Alter der Helfer genauso unterschiedlich wie deren Lebenslauf.
„Ich war bereits vor einem Jahr hier und ganz ehrlich? Ich habe noch nichts von Thailand gesehen, außer das hier. Ich liebe es hier. Wenn ich nach Thailand komme, dann immer hierher.“
„Oh, das Tattoo an meinem Bein? Ja, das ist Bunmi. Ich liebe sie einfach, ich habe sie so sehr ins Herz geschlossen, habe mich um sie gekümmert, als sie gerettet wurde und… habe ihren Kopf tätowieren lassen.“
„Ich bin schon das 4. Mal hier. Es ist wie mein zweites Zuhause!“
Was hier alle vereint, ist der Wille und die Lust, den Tieren zu helfen und ihnen ein bestmögliches Leben zu bereiten. Wir fragten auch, ob sie eigentlich auch in Kontakt mit Trekkingcamps stehen. Sie nickte.
„Auf jeden Fall. Wir versuchen ihnen beizubringen, dass der traditionelle Weg, den Elefanten zu quälen, nicht unbedingt der Richtige ist. Wir versuchen einen guten Kontakt zu pflegen, um mit ihnen in Verbindung zu bleiben, ihnen etwas mitzugeben. Denn es würde nichts bringen, wenn wir sie nur anklagen und wir nie eine Chance hätten, die Elefanten zu uns zu holen oder die Camps zu einem Umdenken zu bewegen. Man muss einfach verstehen, dass es eine Tradition ist für sie…“
„Immer nur alle 10-15 Schritte ein Stückchen – sonst geht uns das Futter aus!“
Wir standen auf einem staubigen Weg, neben uns der See. Wir erhielten die Einweisung, worauf wir achten sollten, was zu tun ist.
- Auf die Füße aufpassen, mit ihrem Tempo gehen.
- Nicht zu viel Früchte geben. Würden die leer gehen, würde die Elefantendame wieder umkehren und zurück nach Hause laufen.
- Der Rest der Gruppe läuft vorne weg. Elefanten mögen nicht zu viele Menschen um sich herum.
Alles klar, verstanden. Wir standen dort und warteten auf den Elefanten – um mit ihm spazieren zu gehen! Wir blickten in die Ferne. „Da kommt sie… sie ist wunderbar… blaue Augen. Achtet mal drauf…“, sagte die Freiwillige mit einem Lächeln und wir alle schauten zu, wie einer der Mahuts mit einer Elefantendame zu uns gelaufen kam.
Es war so unwirklich.
Wir waren tatsächlich kurz davor mit einem Elefanten spazieren zu gehen. Der Elefant kam näher. „Ok, wer ist der erste?“ Ich zögerte nicht, bekam den Eimer in die Hand und ging… einem Elefanten entgegen. Er entdeckte direkt den Früchte-Eimer in meiner Hand und kam zu mir. Er wurde größer und größer, mit großen, gewaltigen Schritten kam er neben mich, schaute erst mich an, dann die Früchte. Es war unbeschreiblich… Er spazierte einfach neben mir.
Ohne Fesseln, ohne Leine, Ketten oder Elefantenstäbe. Selbst der Mahut hatte nur einen winzigen Bambusstrohhalm dabei, mit dem er den Elefanten vorsichtig in die richtige Richtung führte. Oder, was er bevorzugte, er legte wortwörtlich selber Hand an und schob den sanften Riesen einfach vorsichtig wieder auf den Weg, wenn dieser wie ein Hund an Ästen und Büschen schnupperte.
Er ging über Äste, die unter dem Fuß zerbrachen, als wäre es eine Salzstange gewesen. Riesige Schritte, er ging einen, wir mussten mehrere gehen, um mitzuhalten. Immer wieder der Rüssel an der eigenen Hand. Zwischendurch der Blick in ihre blauen Augen. Was auch immer sie sehen und mitmachen mussten: Er hatte uns Menschen verziehen und ließ sich nun mit uns spazieren führen.
Der Eimer ging in unserer Gruppe abwechselnd umher und jeder durfte den Elefanten ein Stück durch das Waldgebiet führen. Bis er letztendlich genug von dem Obst hatte, schneller lief und uns alleine im Wald stehen ließ. Sie ging wieder nach Hause.
Ganz nach dem Motto: „Der Wille des Tiers geht vor!“ Hat die Elefantendame keine Lust mehr, hat sie keine Lust mehr. Egal wer hier wieviel für den Tag gezahlt hat oder von wo er extra angereist ist. Die Volunteers gehen am Tag insgesamt drei bis vier Mal mit den Elefanten durch die Waldgebiete auf dem Gelände. Und bei einem der Spaziergänge sind Touristen dabei.
In den Trekking Camps verlernten die Elefanten, Elefant zu sein.
Ja, klingt komisch, ist aber genau so der Fall. Manche der Elefanten wissen nicht, wie sie sich vor der Sonne mit Sand schützen oder, dass sie eigentlich recht gute Schwimmer oder gar Schnorchler sind. Wie auch, sie haben in den Camps kaum Möglichkeiten dies zu lernen oder auszuleben.
Das müssen ihnen erst wieder andere Elefanten, die es nicht verlernt haben oder die Mitarbeiter hier bei WFFT zeigen. Solange kümmern sich die Volunteers um diesen Job und schrubben die Elefanten ein paar Mal am Tag ab. Und einmal auch wieder mit den Tagestouristen.
So bekamen auch immer ein paar aus unserer Gruppe einen Schlauch und Schrubber in die Hand und es hieß: Elefantenwäsche. Es war wie ein kleines Elefanten-Spa. Er stand dort, den Rüssel in einem Wasserbecken mit Fruchtstücken, praktisch eine Bowle, und alle um ihn herum schrubbten und spritzten ihn ab.
„Genießt sie es?“
– „Und wie!“, sagte die Freiwillige fast schon lachend.
Der letzte Programmpunkt für heute führte uns auf der Ladefläche eines Pickups durch das gesamte Gelände
Wir saßen hinten auf den Sitzbänken und fuhren los. Und erst jetzt merkten wir, wie groß das Gelände wirklich war. Und wir haben nicht einmal alles gesehen. Es ging vorbei an weiteren Elefantengehegen. Unter anderem zu dem, vor dem wir heute morgen schon versehentlich standen.
Die drei Elefanten und ihr kleiner Baby-Schniefer hier sind ein kleines Erfolgserlebnis der Organisation, erfuhren wir. Sie haben es geschafft, dass die vier wieder wie eine kleine Herde agieren. Halten zusammen und wenn dem Schniefer Gefahr droht, beschützen ihn alle drei Damen, indem sie ihn abschotten und verteidigen. Sie wissen, wie sie sich vor Sonne schützen und haben einen kleinen See zum baden, in den vor allem der Kleine ganz vernarrt war, als wir sie beobachteten.
Nächster Stopp war an einem weiteren Elefantengehege. Auch hier ein See zum baden und zwei Elefantendamen. Beide aus Gefangenschaft befreit. Eine von ihnen aus einem Trekking Camp mit eingedrücktem Rücken, die andere ein „Filmstar“, den man vielleicht schonmal auf der Leinwand gesehen hat, daher war ihr Rücken verschont geblieben und sah aus, wie ein Elefantenrücken aussehen sollte. Zum ersten Mal sahen wir diese heftige Veränderung im direkten Vergleich.
Das letzte Elefantengehege zu dem wir heute kamen, wird von zwei Bullen bewohnt. Einer von ihnen soll wohl recht gefährlich sein, da er ein treffsicherer Schütze mit Steinen ist. Daher warteten wir, bis auch er im Wasser war, um ein wenig näher ans Gehege zu gehen. Besagter Steinewerfer scheint generell sportlich sehr talentiert zu sein, denn auch den Köpper in den See meisterte er, wie uns schon angekündigt, in Perfektion. Die Jury war sich einig: 10 Punkte!
„Dies ist übrigens unser aktuelles Projekt, in das euer gesamtes Geld für heute fließt.“
Mitten auf dem Gelände standen wir vor einem recht großen Neubau. Draußen kleine Käfige, in die genau ein Elefant passt und ein winziges Gehege mit Betonboden.
„Das wird unser Elefantenkrankenhaus!“ erzählte unser Guide von heute ganz stolz. „Es wird das größte in Thailand!“. Die Käfige sind wohl dafür da, um den Elefanten bei kleineren Eingriffen fixieren und schützen zu können. Danach kann er in das Gehege mit Betonboden, wo er bleibt, bis die Wunde wieder verheilt ist. So ist garantiert, dass er sich keinen Sand in die Verletzung pusten kann.
Es fehlen anscheinend nur noch die Elefanten-OP-Tische und das Krankenhaus kann in Betrieb genommen werden. Wie diese Tische genau aussehen, ist eher schwer zu erklären. Aber… sie müssen groß sein und wurden mit einer Technik gebaut, die die Balance des Tieres hält, das Gewicht so verlagert, dass es dem Elefanten nicht schadet und er es bequem hat. Der größte Vorteil: Auf den Tischen seien endlich auch größere Eingriffe bei verletzten Elefanten möglich.
„Das gesamte Projekt ist nur mit eurem Geld möglich und es fließt hierhin. Wir können euch nicht sagen, wie dankbar wir jedem Besucher sind, der hierher kommt!“, sagte sie. Und mit einem Mal dachte man sich: „Oh man. Der Tage kostete pro Person 40€. Für dieses Geld kaufen sich einige eine Jeans. Oder einen Pulli. Oder gehen einmal schick essen zu zweit. Und hier wird mit dem Geld ein Elefanten-Krankenhaus gebaut.“
Meist sind es solche Momente auf unserer Weltreise, die uns immer öfter darüber nachdenken lassen, wofür wir eigentlich unser Geld ausgeben. In der Vergangenheit, sowie in Zukunft. Und dieses Beispiel ist nur ein Denkanstoß von vielen gewesen, den wir auf der Reise mitgenommen haben.
Nach zahlreichen Gänsehaut-Momenten, ging der Tag zu Ende.
Wir waren baff, wir waren glücklich und irgendwie auch… gerührt von all den Geschichten und der Liebe zu Natur, die man hier regelrecht spüren konnte.
Die Anreise: Die Organisation befindet sich in der Nähe von der Stadt Cha Am, ca. 3 Stunden Autofahrt von Bangkok entfernt und wer nicht individuell anreist, kann einen Abhol-Transport dazu buchen. Wir sind mit einem Mini-Van von Bangkok nach Cha Am gefahren (haben uns am Bahnhof durchgefragt), haben dort übernachtet* und sind am nächsten Morgen mit dem Moped auf eigene Faust hin!
Update Dezember 2018: Aktuell (Dezember 2018) bietet WFFT noch die Tagestour an, aber ohne mit dem Elefanten spazieren zu gehen. Wir haben nachgehakt warum und die Antwort war, dass die Elefanten oft zu schnell für die Gäste gelaufen sind, sodass einige enttäuscht waren, dass sie nicht wirklich genießen und mithalten konnten. Also haben sie diesen Programmpunkt rausgenommen, aber füttern und den Elefanten schrubben ist noch im Programm drin! Falls du auch nach Thailand reist und gerne Elefanten sehen und erleben willst, lass die ganzen Flyer liegen und schau dich mal bei den drei Elefanten Farmen hier unten um. WFFT haben wir selbst erlebt, die anderen beiden haben wir bei unserer Recherche nach fairen Elefanten Camps gefunden:
Unser Vlog vom Tag bei WFFT!
Warum sollte man keine Elefanten reiten?
Wir haben vor Ort ein kleines Infovideo zu dem Thema Elefantenreiten gedreht. Nachdem wir zahlreiche Flyer und Bilder bei Facebook, Instagram und Co. gesehen haben, wie Touristen freudig auf Elefanten reiten, lag uns diese Mini-Projekt am Herzen. Bei vielen fehlt einfach das Bewusstsein, was sie dem Elefanten in dem Moment antun, indem sie auf seinem Rücken durch Thailand trekken. Und wen und was sie mit ihrem Geld eigentlich gerade unterstützen. Wir waren selbst ja nicht viel schlauer und haben an diesem Tag viel gelernt! Das möchten wir einfach nur weitergeben. Teilen ist also gerne erwünscht – Danke!
Hallo ihr beiden,
ich werde im August nach Thailand reisen und würde gerne Elefanten sehen. Mir ist der Umgang sehr wichtig, und daher beschäftige ich mich gerade sehr intensiv mit dem Thema. Gerne würde ich wissen, wie ihr recherchiert habt. Ich habe mir schon mehrere Artikel durchgelesen und bin sehr verunsichert, ob ich den Informationen trauen kann. Bsp. wurde bei einem Artikel, der sehr seriös schien, die WWF nicht genannt. Generell werden oft bis zu 10 verschiedene Auffangstationen genannt, die fair und liebevoll mit den Elefanten umgehen sollen, unter anderem die auf Koh Samui. Ich möchte eure Sicht gar nicht anzweifeln (der Blogbeitrag hat mir sehr gefallen!), vielmehr möchte ich wissen, wie ihr recherchiert habt, um mich weiterzubilden.
Liebe Grüße
Alicia
Für uns gibt es vor allem eine Regel bei einem nachhaltigen Umgang mit „Auffangstationen“: Ist das Ziel der Organisation die Tiere wieder auszuwildern – oder sie zu behalten und Touristen zur Schau zu stellen? Natürlich gibt es Tiere, die kann man nicht mehr auswildern, weil es „zu spät“ ist aber wenn eine Organisation sich selbst zum Ziel gesetzt hat, Tiere wieder in die Natur zu bringen, dann ist es das beste Zeichen, das es für eine Organisation geben kann. Viele sind einfach nur Auffangstationen und möchten die Tiere behalten, um damit weiter Geld zu verdienen. Sie haben kein Interesse daran, sie wieder in ihren Lebensraum zu bringen. Und WWF macht genau das. Bringt Elefantenherden zusammen, bringt ihnen die skills für eine Auswilderung bei. Gleichzeitig lieben wir den sozialen Umgang mit den Einheimischen, die Elefanten noch für ihre Zwecke nutzen. „Wir sprechen auf Augenhöhe mit ihnen, wir respektieren ihre Tradition und verstehen ihre Ansichten. Sprechen mit ihnen, anstatt zu kommen und ihre Einkommensquellen zu zerstören mit einem Mal.“ Sie haben gute Ansätze von vielen Seiten und am Ende denke ich, dass sie nicht in anderen Artikeln auftauchen, weil sie nicht in einem der touristischen Destinationen sind, wie Koh Samui, Chiang Mai etc. Dort suchen mehr Leute danach. Denke, es liegt daran. 🙂
Vorab ein Frohes Neues Jahr an das gesamte Team. Ich habe mit Begeisterung euren tollen Blog gelesen. Großartig geschrieben. Macht bitte weiter so 🙂
Ich bin letzten Monat auch in Thailand unterwegs gewesen und ihr habt mich mit eurem fesselnden Blog so neugierig gemacht, sodass ich tatsächlich dieses Jahr auf Ko Samui, das erste Mal zu einer Elefant Auffangstation gegangen bin.
Wow, was für eine positiv einprägsame und erlebnisreiche Erfahrung das gewesen ist.
Dadurch, dass mein Englisch nach wie vor leider nicht so gut ist, ich viele Fragen zu den Elefanten und deren Lebensgeschichte erfahren wollte, habe ich dann über eine deutschsprachige Ausflugsagentur https://kohsamuiausflug.de einen Tagesausflug in das Elefant Haven auf Samui gebucht.
Es war unglaublich schön zu sehen, wie liebevoll und fürsorglich die Pfleger und Angestellten mit den Dickhäutern umgegangen sind. Die Anlage war sehr groß, ziemlich neu und absolut sauber. Ich bin kein Tierarzt aber die Elefanten sahen meiner Meinung nach gesund, gut genährt und munter aus. Der Höhepunkt des Tages für mich war, als ich plötzlich ein Muttertier mit ihrem 14 Tage jungen Elefanten Baby sich an einem angelegten Pool erfrischen gesehen habe. Ich traute meinen Augen zuerst nicht, bis ich sah, dass der kleine echt war und schon laufen konnte. Gänsehaut kam auf und ich erwischte mich selber wie ich lächelnd das Geschehen beobachtet habe. Es war so friedlich und einfach nur schön die Tiere dort beobachten zu können, wie gut sie es sich gehen lassen konnten. Das von uns in einer 4 köpfigen Gruppe zubereitete Essen wurde sehr gut von den Tieren an und aufgenommen.
Es war mit einer meiner schönsten und zugleich interessantesten Tagesausflüge die ich in meinem Leben gemacht habe. Mit gutem Gewissen und einem großen Herz für Tiere, kann ich allen diese Auffangstation nur herzlichst weiter empfehlen.
Hey!
Wir sind bei anderen Auffangstationen, die von keinem Tierschutz vorgeschlagen werden, vorsichtig. Auch wenn einige Elefanten augenscheinlich gesund aussehen: Sie wurden vor vielen Jahren gequält, sodass sie heute machen, was man möchte, das sie tun und gehorchen. Meist also kann man gar nicht mehr sehen, ob die Elefanten wirklich dort sein sollten oder extra für die Zwecke dorthin gebracht wurden. Es ist so schwierig das herauszufinden, daher würden wir nur die Auffangstationen besuchen, von denen wir ausdrücklich gehört haben, dass sie gute Arbeit leisten und in Thailand sind es bisher nur 3 oder so… :-/
Hallo ihr zwei 🙂
Nachdem wir euer Video gesehen haben, haben wir uns entschieden auf unserer Thailand Reise auch einen Stop bei der WFFT einzulegen.
Es war ein toller Tag und wir konnten unheimlich viel lernen.
Vielen Dank, dass ihr uns darauf gebracht habt!!!
Hi Angela,
super schön zu lesen! 🙂
Freut uns riesig, dass ihr bei WFFT so einen schönen Tag hattet!
Liebe Grüße
Daniel
Heyo 🙂
Euer Bericht ist echt gut. Habe sofort wieder Fernweh bekommen und all die Erinnerungen kamen wieder. Ich habe dort letztes Jahr für einen Monat als Freiwillige gearbeitet und ihr sprecht mir aus der Seele.
Danke, dass ihr mit helft die Menschen aufzuklären!
PS: Mit dem „Baby-Schniefer“ habt ihr mich echt zum Lachen gebracht. Die Kleine heißt übrigens Baby Pin 😀
Hey Thuy!
Wie cool, dass du dort eine Zeit lang warst! Eine wirklich tolle Organisation, es freut uns tierisch, dass wir dort gelandet sind und wir so viele Fragen stellen konnten…
und dass wir dir ein wenig die Erinnerungen wieder hochbringen konnten 🙂
UND, dass wir nun den Namen des Schniefers kennen! 😀
Hey 🙂 ich finde euren Blog echt super interessant.
Wir fahren im Mai auch nach Thailand. Nach Koh Samui und Koh Phangan. Da die Elefanten und die anderen Tiere mir in den Camps leid tun und ich dieses nicht unterstützen möchte, wollte ich fragen, ob ihr wisst, ob es in Koh Phangan oder Koh Samui etwas ähnliches gibt, wie auf eurer Route. Also, dass man mit den Elefanten spazieren gehen kann und sie füttert, diese jedoch nicht gequält werden.
Das Wildlife/ Elephant Rescue Center ist einmalig in Thailand. Es gibt jedoch ebenfalls einen „Ableger“ in Laos… 🙂
Toller Bericht. Danke dafür 🙂
Danke für deinen Kommentar, Susanne! 🙂
Hallo ihr zwei Lieben,
ich bin gerade auch etwas am recherchieren: wo genau befindet sich denn das von euch besuchte Camp? Wenn ich auf den Link klicke,komme ich auf der Karte weit unterhalb von Bangkok raus. Dachte die ganze Zeit das wäre in der Nähe von Pai?! War wohl ein Trugschluss, da ihr da vorher wart… 😉
Übrigens: Ihr seid die Besten. So süß, natürlich, authentisch und lustig. Weiter so.
Hallo ihr zwei,
es hat mal wieder richtig Spaß gemacht euren Bericht zu lesen. Wir machen grade auch eine kleine Weltreise. Bisher waren wir in Nepal und Indien und nun sind wir grade in Bangkok angekommen. Danach soll es dann noch nach Malaysia und Südamerika gehen. Euer Blog hilft uns bei der Reiseplanung wirklich sehr!!
Auch dieser Bericht hat uns sehr beeindruckt und wir wollen dort nun auch unbedingt hin, nachdem wir in Indien und Nepal schon viele Elefanten gesehen haben, die in der Mittagshitze die Touris zu den Sehenswürdigkeiten gebracht haben… die armen Tiere taten uns wirklich sehr leid!
Seid ihr von Bangkok aus mit dem Zug/bus oder Mini-van nach Cha-am gefahren und dann weiter in den Süden zu den Inseln? Wir versuchen uns grade eine Übersicht über die günstigsten Verkehrmittel zu verschaffen, das Angebot scheint jedoch recht groß zu sein. 😀
Viele liebe Grüße, Steffen und Kyra
Hallo ihr zwei,
mal wieder ein richtig toller Bloteintrag, als wäre man live dabei gewesen. Ich finde euch einfach klasse, so authentisch. Ihr seid daran Schuld, dass ich jetzt auch all die schönen Orte selbst erkunden will. Macht weiter so und genießt eure Reise.
Liebe Grüße
Hi Katharina,
riesen Dank für deinen tollen Kommentar! 🙂 Das Fernweh wecken wir doch gerne in dir und gerne auch noch weiter! 🙂
Liebe Grüße aus Peru
Daniel